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Putin und Chemiewaffen : Todbringende Wirkung

Ein Angestellter der Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten beim Hantieren mit einer Giftgasgranate. Hier nur eine Übungsgranate. Bild: REUTERS

Trotz Verbots sind Chemiewaffen immer wieder zum Einsatz gekommen. Zuletzt im syrischen Bürgerkrieg. Auch für Putin sind sie durchaus eine Option im Ukrainekrieg. Gibt es wenigstens Gegenmittel?

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          Sie sind geächtet und seit 1997 völkerrechtlich verboten, und dennoch sind chemische Kampfstoffe auch in jüngster Zeit mehrfach zum Einsatz kommen: im Bürgerkrieg in Syrien sowie zuletzt gegen den russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter sowie gegen den Oppositionspolitiker Alexej Nawalnyj. Und im Zuge des Kriegs in der Ukraine wächst zunehmend die Sorge, Wladimir Putin könne, angesichts ausbleibender militärischer Erfolge, den Einsatz von Chemiewaffen befehlen. Sollte er diese Büchse der Pandora tatsächlich öffnen, wären vor allem ukrainische Zivilisten betroffen, die sich nicht schützen können. Denn moderne Nervenkampfstoffe wie Sarin, VX oder Nowitschok, über das Russland in ausreichenden Mengen verfügen dürfte, wirken schnell und tödlich, wenn sie eingeatmet werden oder über die Haut in den Körper eindringen.

          Manfred Lindinger
          Redakteur im Ressort „Natur und Wissenschaft“.

          Trotz internationaler Konventionen konnte dem Einsatz chemischer Kampfstoffe nie wirklich ein Riegel vorgeschoben werden. Obwohl die Haager Landkriegsordnung von 1899 bereits einen Angriff mit „vergifteten Waffen“ untersagte, starben im Ersten Weltkrieg durch den Einsatz chemischer Kampfstoffe 90.000 bis 100.000 Soldaten, eine halbe Million Menschen wurde verletzt. Mehr als 100.000 Tonnen toxische Chemikalien wurden freigesetzt oder mit Granaten verschossen: Anfänglich waren es die gasförmigen Lungengifte Chlor (22. April 1915 in Ypern) und Phosgen (ab 1916), die beim Einatmen schnell zum Tod führten. Im Sommer 1917 bei Ypern kam erstmals Senfgas zum Einsatz. Die ölige Flüssigkeit drang über die Haut in die Körper betroffener Soldaten ein und vergiftete sie.

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