Wer hat Angst vor ChatGPT?
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Die Technik rückt näher: Tanz mit autonomen Drohnen auf der ersten KI-Biennale in Essen im vergangenen Jahr Bild: dpa
Denken lässt sich nicht delegieren. Das gilt auch für Künstliche Intelligenz. Sie ist nur dann ein Problem, wenn der Wunsch nach Unmündigkeit zum Normalfall wird.
Die Freischaltung von ChatGPT, dem Muster exerzierenden und Wahrscheinlichkeiten kalkulierenden Sprachsimulator, hat zu einer Welle von Diskussionen geführt. Mit dem weiteren Einsatz der Technik werden Auswirkungen auf Arbeitsprozesse und Konsequenzen für den Arbeitsmarkt erwartet. Zu diskutieren sind die gesellschaftlichen Folgen, die sich aus der Vermarktung des Algorithmus ergeben und den Zugang zu ihm regulieren. Die mit und in den Antworten transportierten Ideologien sind ein eigenes Thema, das in den Diskussionen um die Künstliche Intelligenz schon länger erörtert wird. Auch werden rechtliche Fragen vom Datenschutz bis zum Urheberrecht virulent.
Seit jeher schufen Menschen Artefakte und Maschinen, mit denen sie sich zugleich verglichen. Ihre Anziehungskraft ging kritisch einher mit der Frage, wie sich das Menschliche von ihnen abgrenzt. So betrachtet, haben wir es bei ChatGPT und der Künstlichen Intelligenz historisch mit keinem neuen Phänomen zu tun. Auch bei ChatGPT diskutieren wir voller vermeintlicher Ehrfurcht das Potential der Maschine, lassen uns zu unverwüstbaren Zukunftsvisionen hinreißen, zu einer Vorstellung linearer Zeit, die alle Defizite dieser Maschine eben mit der Zeit beseitigt und ihrer eigenen Selbst-Vervollkommnung zuträglich ist. In einer solchen Situation bleibt die kritische Analyse unverzichtbar. Was ist denn das spezifisch Menschliche, das, was die Maschine, z. B. ChatGPT, nicht leistet? Und was kann sie bei Lichte betrachtet?
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