Wegen Ukraine-Krieg : Kein Gas, kein Öl, keine Kohle – das muss nun getan werden
- -Aktualisiert am
Verlegeschiff „Audacia“: Die Pipeline Nord Sream 2 ist verlegt, doch vorerst wird darin kein russisches Gas strömen. Bild: dpa
Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, ohne die Energiewende zu gefährden, muss Deutschland dringend handeln. Was Wissenschaftler dafür empfehlen.
„Wir werden alles dafür tun, dass Deutschland Energieversorgung sicher ist“, sagte gestern Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck in einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Deutschland importiere 35 Prozent seines Öl aus Russland. Es gebe aber eine nationale Ölreserve, die neunzig Tage lang die Unabhängigkeit von Importen sichere. „So dass wir beim Öl auf der sicheren Seite sind“, sagte Habeck. Längere Importausfälle und hohe Preise könne Deutschlands Volkswirtschaft gut verkraften.
Laut Habeck beziehe Deutschland rund 55 Prozent an Erdgas aus Russland. Vor dem Winter waren die Gasspeicher nicht gut gefüllt, um sicher über den Winter zu kommen. „Das haben wir behoben.“ Über verschiedene Maßnahmen und Zukäufe habe man die Füllstände in den Speichern stabilisieren können. Das Volumen entspreche nun demjenigen eines Durchschnittsjahres wie 2017. Man käme nun sicher über diesen Winter, und die Gasversorgung sei auch für den Fall sicher, dass die Preise explodieren sollten oder Russland die Gasversorgung reduziert oder ganz einstellt. Mit Blick auf den nächsten Winter sagte Habeck, seien weitere Maßnahmen auf dem Weg. So sollten die Eigentümer der Gasspeicher künftig dazu verpflichtet werden, die Speicher vollständig zu füllen, bevor die kalte Jahreszeit anfange. Ein entsprechendes Gesetz werde auf den Weg gebracht. Zudem sollen Terminals für Flüssiggas in Deutschland aufgebaut werden.
Deutschland habe zudem eine Importabhängigkeit von fünfzig Prozent für von russischer Kohle. Habeck kündigte an, sein Ministerium werde sich um eine „Kohlereserve" kümmern. Damit will man wie beim Gas erreichen, dass die Versorgungssicherheit auch im Falle von Rohstoffeinschränkungen immer gewahrt bleibe.
Darüber hinaus gelte es, sagte Habeck, die Unabhängigkeit von Kohle Gas du Öl möglich schnell voranzubringen, und zwar mit einem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien. Dadurch erhalte die Energiewende neben dem Klimaschutzaspekt auch eine geopolitische Dimension. Für Ostern hat die Bundesregierung ein Gesetzespaket angekündigt, mit dem die Energiewende endlich wieder Fahrt aufnehmen soll. Aber sollte die Politik angesichts der Ukraine-Krise den Fahrplan und die Planungen etwa für den Kohleausstieg nicht korrigieren? Zahlreiche Forscher und Energieexperten haben sich gegenüber dem „Science Media Center“ in Köln dazu geäußert, welche Prioritäten die Politik trotz oder gerade wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine setzen sollte.
Laut Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg geht es jetzt vor allem darum Erdgas einzusparen, und zwar dort, wo es als eine „Second Source“ für die Stromerzeugung genutzt wird. Zudem sollten die Speicher möglichst schnell wieder gefüllt werden, damit wir zumindest für den nächsten Winter gut vorbereitet sind. Künftig müssten die deutschen Erdgasreserven von Deutschland selbst verwaltet werden, „damit auch sichergestellt ist, dass sie für die nationalen Bedürfnisse verfügbar sind“.