ESA-Radar-Satellit „Sentinel“ : Countdown für den Umweltwächter
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So soll er am Himmel schweben: Sentinel-1A Bild: ESA
Europa schickt einen neuen Erdbeobachtungssatelliten in die Umlaufbahn. Mit seinem Radarblick soll Sentinel-1A die Oberfläche der Weltmeere aufs genaueste observieren. Die Daten sollen Klimaveränderungen aufzeigen, aber auch Umweltsünder entlarven.
Der Countdown läuft für Europas neuen Weltraum-Wächter: Am Donnerstagabend um 18:02 Uhr Ortszeit (23:02 Uhr mitteleuropäische Sommerzeit wird vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana der erste Satellit des ambitionierten europäischen Copernicus-Programms zur Erd- und Umweltbeobachtung starten. Eine Sojus-Trägerrakete soll den 2,3 Tonnen schweren Satelliten Sentinel-1A (englisch für Wächter) in eine polare Umlaufbahn befördern. Von dort wird der Weltraumspäher aus einer Höhe von 693 Kilometer mit seinem leistungsfähigen Radar die Oberfläche der Erde bei allen Wetterlagen rund um die Uhr abtasten.

Redakteur im Ressort „Natur und Wissenschaft“.
Weder ungünstige Tageszeiten noch schlechte Wetterlagen trüben den Radar-Blick des Satelliten - bei Wolken und Regen kann das moderne Radarinstrument die Erdoberfläche ebenso ins Visier nehmen wie in der Dunkelheit. Dabei wird er Bilder der Erde mit einer maximalen Auflösung von fünf mal fünf Metern liefern. Sentinel-1A dient primär der globalen Erdbeobachtung. Der Satellit soll routinemäßig zunächst das Meereis erfassen, insbesondere dessen Ausdehnung und Mächtigkeit der Eismassen an den Polen. Aus den Daten hofft man, verlässliche Aussagen etwa über den Anstieg des Meeresspiegels machen zu können.
Sentinel-1A, der sieben Jahre in Betrieb sein soll, ist der erste Satellit einer ganzen Satellitenflotte der europäischen Weltraumagentur Esa, die in den kommenden Jahren im Zuge des Copernicus-Programms ins All geschossen werden. Hinter Copernicus, einem Gemeinschaftsprojekt von Europäischer Kommission, Esa und einem Industriekonsortium unter der Federführung von Thales Alenia Space und Airbus, verbirgt sich das größte Programm in der europäischen Geschichte der satellitengestützten Erdbeobachtung. Ziel von Copernicus wird es sein, den aktuellen Zustand des blauen Planeten kontinuierlich zu erfassen und Fernerkundungsdaten über Ozeane, Landoberflächen, Atmosphäre und Klimawandel zu sammeln - und die Daten möglichst zeitnah Behörden, Unternehmen, Umweltämtern und Bürgern zur Verfügung zu stellen. Die Daten und Radarbilder von Sentinel werden für jedermann frei und obendrein kostenlos zugänglich sein.
Sentinel-1A wird im kommenden Jahr von seinem baugleichen Schwester-Satelliten Sentinel-1B Gesellschaft bekommen. Die beiden Radarwächter, die um 180 Grad versetzt auf der gleichen Umlaufbahn kreisen, werden dann unter anderem auch vulkanische Aktivitäten in ihr Radar-Visier nehmen, außerdem Erdbeben, Erdrutsche und Überschwemmungen. Zudem werden sie das Meer beobachten, um Behinderungen durch Meereis oder Ölverschmutzungen frühzeitig zu erkennen und damit die Schifffahrt sicherer zu machen.
Die Daten der Satelliten dürften sich auch bei Naturkatastrophen als hilfreich erweisen. Denn wenn bei Hilfseinsätzen Informationen in kurzer Zeit benötigt werden, können die innerhalb von 60 Minuten verfügbaren Sentinel-1-Bilddaten wichtige Aufschlüsse über die momentane Lage und Entwicklung geben.
Wenn beide Sentinel-1-Satelliten im Erdorbit sind, werden sie innerhalb von sechs Tagen einmal die komplette Oberfläche des Planeten erfassen. Ihre Daten schicken sie zur schnellen Verarbeitung an Bodenstationen rund um den Globus. In den Folgejahren starten dann weitere Sentinel-Satelliten, auf die besondere Aufgaben warten. Die Sentinel-Missionen 2 bis 4, die für 2015 bis 2019 . geplant sind, werden unter anderem hochauflösende Kameraaufnahmen der Erdoberfläche sowie Messungen der Temperatur und Farbe der globalen Meeresoberflächen liefern.
Auch die Sentinel-5-Mission ist bereits beschlossene Sache: Vom JJahr 2021 an soll im Zuge dieses Projekts ein Spektrometer vom Weltraum aus ständig die Zusammensetzung der Atmosphäre analysieren. Dabei ermittelt der Satellit unter anderem den Gehalt an Spurengasen und Schwebeteilchen in der Atmosphäre.