Wie der Klimawandel sich auf unser Geschichtsbewusstsein auswirkt
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Löschen eines Waldbrandes im Hitzesommer 2019 in Mecklenburg-Vorpommern bei Alt Jabel. Bild: dpa
Die Epoche nach 1945, lange als goldenes Zeitalter verklärt, leitete nach Auskunft der Umweltgeschichte die katastrophale „Große Beschleunigung“ ein. Was bedeutet das für unser historisches Bewusstsein?
Während man noch darüber diskutiert, ob die Bedeutung des Holocaust durch die Postkolonialen Studien relativiert wird, gleitet der Blick des Umwelthistorikers gleichgültig über die Periode 1914 bis 1945 hinweg. Nein, so sehr er sich bemüht, er vermag dort wenig Bemerkenswertes zu entdecken. Schaut er sich die Wachstumsraten von Energieumsätzen und Metallen an, erweist sich gerade dieser Zeitabschnitt als Ruhepause, in der eine exponentielle Entwicklung unterbrochen wurde. So konnte man schon kurz vor der Jahrtausendwende bei dem vielleicht nicht gänzlich zu Unrecht in Verruf geratenen Historiker Rolf Peter Sieferle lesen: „Könnte man die Jahre 1914 bis 1945 streichen, so würden die Wachstumskurven zu einer einheitlichen Tendenz verschmelzen (. . .). Die dreißigjährige Periode der Kriege und Bürgerkriege, die das Geschichtsbild des 20. Jahrhunderts so tiefgreifend geprägt hat, ist in dieser Perspektive eine bloße Episode geblieben.“
Nun ist im Fall Sieferle postum viel über seine rechtskonservative Schlagseite diskutiert worden. Das Ansinnen, die Jahre 1914 bis 1945 gedanklich zu streichen, scheint den Verdacht nur zu gut zu bestätigen. Doch was, wenn aus solchen Überlegungen weniger der Revisionist, sondern der Umwelthistoriker spricht?
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