Kipppunkt – F.A.Z. Klimablog : Fünf Tipps, um klimaschonend zu kühlen
- Von Lilly Bittner und Martin Franke
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Ein Mann in der irakischen Hauptstadt kühlt sich vor einem Ventilator ab (Archivbild von Juli 2022). Bild: dpa
Das größte Moor der Welt droht zu kippen +++ Klimawandel lässt die Weizenpreise steigen +++ Gefährden Windräder Vögel, Fledermäuse und Insekten? +++ Relevantes im F.A.Z. Klimablog „Kipppunkt“
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Liebe Leserinnen und Leser,
willkommen bei unserem Blog „Kipppunkt“. Hier werden Sie alle wichtigen Informationen und Fakten rund um das Thema Klima finden. Lilly Bittner und Martin Franke informieren über neueste Entwicklungen und Studien, erklären wissenschaftliche Erkenntnisse und Klimaphänomene.
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Das größte Moor der Welt droht zu kippen
Gefährden Windräder Vögel, Fledermäuse und Insekten?
Wie messen wir Treibhausgas-Emissionen?
So funktioniert klimaneutrales und abbaubares Plastik
Grönlands Eisschild könnte schneller schmelzen als angenommen
So steht es um den Wald in Deutschland
Wie der Klimawandel Parasiten zusetzt
Weltweit sind Berge fast 16 Tage weniger mit Schnee bedeckt
E-Autos sind klimafreundlicher
- Tagsüber die Rollläden runterzulassen, ist die effektivste und einfachste Form der Kühlung.
- Zimmerpflanzen sehen nicht nur schön aus, sondern kühlen den Raum ab. Sie nehmen Sonnenlicht auf, um mittels Fotosynthese Sauerstoff zu produzieren. Hinzu kommt, dass sie natürliche Raumbefeuchter sind, was das Klima wiederum angenehmer macht.
- Ist es dennoch zu warm im Zimmer, kann man zum Ventilator greifen. Australische Wissenschaftler berechneten in einer Studie, wie viel Energie und Treibhausgase benötigt werden, um ein angenehmes Innenklima zu schaffen. Die Studie erschien im April im Fachmagazin „The Lancet Planteary Health“. Demnach kann man drei Viertel Energie sparen, wenn man einen Ventilator auf höchster Stufe laufen lässt anstatt eine Klimaanlage zu nutzen. Zwar verbraucht der Ventilator auf niedriger Stufe weniger Energie, leistet aber auch weniger. So muss häufiger die Klimaanlage eingeschaltet werden, um eine angenehme Temperatur zu erreichen. Wechselt man von Klimaanlagen auf Ventilatoren, könne man mehr Strom einsparen, als wenn man Glühbirnen mit LED-Leuchten austauscht.
- Möchte man trotzdem zur Klimaanlage greifen, sollte man darauf achten, dass diese eine gute Energieeffizienzklasse aufweist. Zudem verbrauchen sogenannte Splitgeräte fast halb so viel Energie wie Monoblöcke. Splitgeräte bestehen aus zwei Teilen, von denen eines außen am Haus installiert ist. Monoblöcke sind mobile Klimaanlagen, die aus einem Teil bestehen. Die warme Luft wird allerdings mit Schläuchen abgeführt, die oftmals aus offenen Fenstern raushängen, wodurch warme Luft in das Zimmer strömt.
- Zudem sollte man darauf achten, welche Kältemittel die Klimaanlage benötigt. Meistens wird fluorierter Kohlenwasserstoff eingesetzt, ein Gas, das einen höheren Treibhauseffekt hat als CO₂. Natürliche Kältemittel sind Kohlendioxid, Ammoniak, Kohlenwasserstoffe, Luft und Wasser. Weitere Informationen zur Wahl der richtigen Klimaanlage finden Sie hier.
Das größte Moor der Welt droht zu kippen
Zum anderen könnte das Moor anfälliger für klimatische Veränderungen sein als bisher angenommen: So ist es im Kongobecken mittlerweile noch trockener als vor 5000 Jahren. Während in den 3000 Jahren damals zwischen 2,3 und 3,7 Meter Torf austrockneten, verschwinden mittlerweile in einigen Mooren der Welt mehrere Zentimeter Torf pro Jahr. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Moor im tropischen Kongobecken kurz davor steht, von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle zu werden, aber auch, dass er widerstandsfähig ist und sich unter günstigen Bedingungen erholen kann“, sagt Schefuß. Dafür müssten allerdings besonders Forscher, die am Ort leben, eingebunden werden.
Gefährden Windräder Vögel, Fledermäuse und Insekten?
- Das Brandenburger Landesamt für Umwelt (LfU) sammelt verfügbare Daten über Kollisionen zwischen Tieren und Windkraftanlagen in Deutschland. Seit 2002 dokumentierten sie fast 4800 tote Vögel und 3970 Fledermäuse (Stand: 17. Juni 2022). Besonders betroffen sind Greifvögel. Es starben 743 Mäusebussarde und 995 Rotmilane. Der Datensatz bietet allerdings nur einen Überblick, welche Arten betroffen sind, nicht jedoch, wie viele Tiere insgesamt umkamen. Das LfU dokumentiert nur gefundene Kadaver, die jedoch oftmals von anderen Tieren weggetragen werden, sodass sie nicht mehr an den Windrädern aufzufinden sind. Zudem werden viele Windkraftanlagen noch nicht untersucht. Die Dunkelziffer dürfte also höher sein.
- Um diese Lücke zu schließen, gab das LfU 2013 eine Studie in Auftrag, die im Fachmagazin „Journal for Nature Conservation“ erschienen ist. Die Forscher erstellten mithilfe des Datensatzes ein Modell, um die Dunkelziffer für Milane einzuberechnen. Demnach starben im Jahr 2012 308 Milane an über dreitausend Turbinen. Die Forscher schätzen, dass so rund vier Prozent der wandernden Milane umkommen könnten, wenn die Anzahl der Windkraftanlagen weiter zunimmt.
- Eine Analyse von Forschern des Berliner Leibnitz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung stellte 2015 ein ähnliches Modell für Fledermäuse auf. Sie schätzen, dass jährlich zehn bis zwölf Fledermäuse an jedem Windrad sterben, bei dessen Betrieb keine Rücksicht auf Naturschutz genommen wird. 70 Prozent der getöteten Fledermäuse sind Zugvögel aus dem Ausland, die Deutschland lediglich durchqueren. Daher ist es schwierig, Rückschlüsse auf die Populationen zuzulassen.
- Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt berechnete, wie viele Insekten durch Windkraftanlagen sterben. Hierzu schauten sie, wie viele Insekten sich durchschnittlich in der Luft befinden und wie viel Luft in Kontakt mit Rotorblättern kommt. So modellieren sie, wie viele Insekten vor die Blätter fliegen und gehen davon aus, dass fünf Prozent durch den Aufprall sterben. Demnach würden jedes Jahr zwischen April und Oktober 1200 Tonnen Insekten sterben. Das wären fünf bis sechs Milliarden Tiere täglich. Was viel klingen mag, gefährdet die meisten Insektenpopulationen aber nicht.
Wie messen wir Treibhausgas-Emissionen?
Mittlerweile gibt es 325 solcher Stationen in 65 Ländern. In Deutschland stehen vier, auf der Zugspitze, im Harz, in der Eifel und südlich von Greifswald. Zudem kommen immer wieder Flugzeuge zum Einsatz, um Luftproben aus verschiedenen Höhen zu nehmen. Die modernen Stationen messen auch weitere Treibhausgase und zeigen, wie die Stoffe aufgebaut sind. So können Forscher erkennen, ob das CO₂ aus natürlichen Quellen oder der Verbrennung fossiler Brennstoffe stammt. Denn das Isotop 14C zerfällt nach einiger Zeit und ist in fossilen Energieträgern nicht mehr auffindbar. Mittlerweile ist 14C kaum noch in dem CO₂ nachzuweisen, das sich in der Atmosphäre befindet. All diese Daten erhält Global Atmosphere Watch, ein Programm der Weltorganisation für Meteorologie, die sie bündelt und auswertet. Zudem können Forscher herausfinden, wie viel CO₂ sich in der Atmosphäre befand, noch bevor Menschen anfingen, dies direkt zu messen. Dafür bohren sie tief in Eisschichten hinein und entnehmen Proben. Denn in dem Eis sind kleine Luftbläschen eingeschlossen, die die Atmosphäre vergangener Jahrtausende konservieren. Die Forscher können so belegen, dass in den vergangenen 600.000 Jahren noch nie so viel CO₂ in der Atmosphäre war wie jetzt.
So funktioniert klimaneutrales und abbaubares Plastik
- Energiebedarf senken: Unseren jetzigen Energiebedarf mit erneuerbaren Quellen zu decken, wird kaum möglich sein. Um diesen zu senken, müssen wir die Energienutzung effizienter gestalten. Das ist möglich, indem wir verbrennungsbasierte Techniken, wie den Heizkessel und Verbrennungsmotoren, durch strombasierte Lösungen ersetzen. Denn diese sind naturgemäß effizienter. Zudem setzt die Fachwelt auf das Prinzip der Sektorenkopplung, sodass die Bereiche Industrie, Verkehr und Gebäude miteinander vernetzt werden. Zudem kann gerade in den Sektoren Gebäude und Verkehr viel Energie eingespart werden. So kann der Energiebedarf in etwa halbiert werden. Das berechnete das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme im Jahr 2020.
- Gebäudesektor: Indem man Gebäude flächendeckend dämmt, kann man etwa die Hälfte der Wärmeenergie einsparen. Um Häuser zu heizen, empfehlen Experten die Wärmepumpe. Diese benötigt weniger Energie, um einen Raum aufzuheizen als andere Heizungen. Denn sie nutzt zu etwa einem Teil Strom und zu zwei Teilen die Umgebungswärme. Selbst wenn pro Jahr nur 1,5 Prozent der Gebäude saniert und bis 2035 etwa acht Millionen Wärmepumpen eingebaut werden, verringert das den Energiebedarf im Gebäudesektor bereits um 36 Prozent. Das berechnet die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) in einem Bericht aus dem Jahr 2021.
- Verkehrssektor: Auch im Verkehrssektor lässt sich der Energiebedarf grob halbieren. Denn Verbrennermotoren können laut dem Energieexperten Volker Quaschning nur etwa ein Viertel der Energie für den Antrieb nutzen. Der Rest verpufft als Abwärme. Elektromotoren schaffen es indes, mehr als 90 Prozent der Energie zu nutzen. So ist es sinnvoll, Verbrenner-Pkw durch E-Autos zu ersetzen. Fahrzeuge mit schwerer Last können mit Wasserstoff oder Biodiesel angetrieben werden. Der HTW-Bericht berechnet hier, dass man so 40 Prozent des Energiebedarfs des Sektors einsparen kann.
- Erneuerbare ausbauen: Die Energie soll primär aus Sonnen- und Windkraft stammen, aber auch aus Biomasse, Solar- und tiefer Geothermie. Windkraft und Photovoltaik sollen bis 2050 60 Prozent des Energiebedarfs decken. Das Fraunhofer-Institut berechnet, dass dafür das Fünf- bis Siebenfache der heutigen Leistung nötig wäre. Wo immer möglich, soll diese Energie direkt verstromt werden. Denn so nutzt man diese am effizientesten.
- Flexible Leitungsnetze und Speichertechnologien: Weil Sonnen- und Windenergie nicht nach Belieben verfügbar ist, wird es notwendig sein, die Leitungsnetze entsprechend anzupassen. So kann das Elektroauto beispielsweise dann geladen werden, wenn gerade viel Strom verfügbar ist. Dieses agiert zugleich auch als Stromspeicher. Hinzu kommen stationäre Batteriespeicher sowie Wasserstoff als Speichertechnologien.
- Wasserstoff: Dieser wird zudem notwendig sein, weil sich einige Bereiche nicht elektrifizieren lassen. Hierzu zählen etwa der See-, Flug-, und Schwerlastverkehr sowie Teile der Industrie. In diesen Fällen setzen Experten auf grünen Wasserstoff, aus dem zum Teil wiederum flüssige Kraftstoffe hergestellt werden können. Dieser wird allerdings nicht gänzlich in Deutschland hergestellt werden können. Wie viel importiert werden muss, wird abhängig davon sein, wie die Bürger technische Neuerungen annehmen. Es muss beispielsweise umso mehr Wasserstoff importiert werden, je mehr Menschen auf E-Fuels setzen oder den Windausbau blockieren. In diesen Fällen steigt der Energiebedarf wiederum, weil viel Energie aufgewandt werden muss, um Wasserstoff herzustellen.
Grönlands Eisschild könnte schneller schmelzen als angenommen
Quelle: FAZ.NET
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