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650.000 Jahre gefroren : Forscher entdecken Sibiriens ältesten Permafrostboden

  • Aktualisiert am

Archivbild von 2010 von der Northeast Science Station nahe der Stadt Chersky in Sibirien. Bild: dapd

Der im Eis konservierte Boden hat laut den Forschern bereits mehrere Kalt- und Warmzeiten überstanden. Durch Rodungsarbeiten im letzten Jahrhundert sei er allerdings freigelegt worden. Seither taut er auf.

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          Ein internationales Forscherteam hat den ältesten Permafrostboden in Sibirien entdeckt. Die in 50 Metern liegende Bodenschicht ist seit rund 650.000 Jahren gefroren, wie das Alfred-Wegener-Institut (AWI) am Dienstag in Bremerhaven mitteilte. Damit habe diese Permafrostschicht bereits mehrere Kalt- und Warmzeiten überdauert.

          Dies ist den Experten des Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung zufolge von Bedeutung, weil es zeigt, dass Permafrostböden selbst in wärmeren Zeiten nicht gänzlich abtauen müssen. So überstand der untersuchte Permafrostboden offensichtlich auch besonders warme Phasen vor rund 130.000 Jahren, als es in der Arktis im Sommer rund vier bis fünf Grad Celsius wärmer war als heute.

          Irreparable Schäden

          Andererseits zeigt der Fund nahe der ostsibirischen Gemeinde Batagai demnach aber auch, wie empfindlich der Permafrostboden auf Störungen durch den Menschen reagiert. Der 650.000 Jahre alte Permafrost liegt an einem Berghang eigentlich in rund 50 Metern Tiefe, wo eine anhaltende Temperatur von etwa minus zehn Grad Celsius herrscht.

          Ein Teil des Hangs aber wurde zwischen den 1940er und 1960er Jahren teilweise entwaldet und mit schweren Kettenfahrzeugen einer nahen Mine befahren. Dadurch ging die schützende und isolierende Pflanzendecke verloren. In der Folge taute der jüngere Permafrost an der Oberfläche im Sommer auf, bis der Boden schließlich ins Rutschen geriet und den alten Permafrost freilegte.

          Der Schaden sei irreparabel, weil der offen liegende Permafrostboden in jedem Sommer weiter abtaue. In den vergangenen 50 Jahren habe sich die Hangrutschung bereits auf eine Breite von rund 900 Metern ausgedehnt, erklärte AWI-Forscher Thomas Opel.

          Beim Permafrost handelt es sich um Böden und Gesteine, die permanent gefroren sind, teilweise bis zu mehrere hundert Meter tief. Sie kommen vor allem in Nordamerika und Sibirien, aber auch in Hochgebirgen vor und konservieren wie eine gigantische Gefriertruhe riesige Mengen abgestorbener Biomasse, vor allem Pflanzenreste, aber auch Überreste von Tieren der letzten Eiszeit wie etwa Mammuts oder Wollnashörner.

          Taut der Permafrost auf, werden Bakterien aktiv, welche die uralte Biomasse abbauen und durch ihren Stoffwechsel die Klimagase Kohlendioxid und Methan freisetzen. Wegen des Klimawandels befürchten Fachleute, dass sich dadurch der Treibhauseffekt noch verstärkt.

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