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Neuseeland : Das Paradies ist bedroht

Landschaft von Neuseeland Bild: dapd

Für viele ist Neuseeland der Inbegriff intakter Naturschönheit, auch für viele deutsche Touristen. Aber ein neuer Regierungsbericht malt ein anderes Bild der angeblich ungestörten Idylle.

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          In seiner Außenwerbung präsentiert sich die Touristendestination gern als „Pures Neuseeland“: ein grünes Paradies aus frischen Wiesen, klaren Fjorden und tiefen Urwäldern. Ein neuer Bericht der Regierung kommt zu einem anderen Schluss: Demnach sind im „Land der langen weißen Wolke“ (Aotearoa) Tausende Arten vom Aussterben bedroht, Flüsse verdreckt, große Landflächen von Verstädterung bedroht.

          Till Fähnders
          Politischer Korrespondent für Südostasien.

          Wie der Bericht „Environment Aotearoa 2019“  des neuseeländischen Umweltministeriums und Statistikbüros zeigt, sind der Klimawandel und die rapide Ausbreitung von Milchfarmen die herausragenden Bedrohungen für die neuseeländische Natur. „Der Bericht ist ein Gesundheitscheck unserer Umwelt, der zeigt, dass sie an vielen Orten unter Druck steht – in Gemeinden und Städten, Flüssen und Ozeanen”, sagte die Staatssekretärin im Umweltministerium, Vicky Robertson am Donnerstag laut einer Mitteilung.

          Dem Report zufolge seien derzeit fast 4000 heimische Arten vom Aussterben bedroht. Durch die menschliche Besiedlung der Inseln seien die Landschaft verändert und neue Arten eingeschleppt worden. Dadurch seien auch Lebensräume für viele Tiere verschwunden. Die Zahl der nichtheimischen Pflanzenarten sei mittlerweile sogar größer als die der einheimischen. Eingeschleppte Schädlinge wie Wiesel und Ratten seien auf fast dem gesamten Gebiet zu finden. Der heimische Wald, der einst 80 Prozent des Landes bedeckt habe, sei auf rund ein Viertel der Gesamtfläche Neuseelands zusammengeschrumpft. 90 Prozent der Feuchtbiotope seien ausgetrocknet. Zwischen 1996 und 2012 seien 70 000 Hektar Land in Kultur- und Anbauflächen sowie Stadtgebiete umgewandelt worden. In der gleichen Zeit hätten sich die Stadtgebiete um zehn Prozent vergrößert.

          Ein noch größeres Problem ist dem Bericht zufolge die intensive Landwirtschaft, die auch für einen Großteil der Exporte Neuseelands verantwortlich ist. Die intensive Nutzung habe zu einer Verschmutzung eines Großteils der Flüsse und des Grundwassers geführt, heißt es in dem Bericht. In mehr als 70 Prozent der Flüsse in Agrargebieten würden erhöhte Stickstoffwerte gemessen, die Einfluss auf das Ökosystem haben könnten. 80 Prozent der Flüsse in diesen Gebieten seien zum Baden ungeeignet.

          Auch Neuseelands Beitrag zum Klimawandel ist zu einem Großteil auf die Landwirtschaft zurückzuführen. Während der Anteil Neuseelands an den globalen Kohlendioxid-Emissionen mit nur 0,17 Prozent zwar äußerst gering sei, so sei der Wert pro Kopf der rund fünf Millionen Einwohner doch einer der höchsten unter den Industrieländern. Auch dies liege nicht zuletzt an der Landwirtschaft und den dort produzierten Methangasen und Stickoxiden.

          Neuseeland gehöre auch zu den Ländern, die schon heute Folgen des Klimawandels zu spüren bekämen, darunter einen erhöhten Meeresspiegel, die Übersäuerung des Ozeans und mehr Sonnenintensität. Die neuseeländischen Gletscher hätten in den vergangenen 40 Jahren ein Viertel ihres Eises verloren. Dies alles sind Realitäten, vor denen Neuseeland trotz grüner Werbeprospekte auch nicht die Augen verschließt. Die Regierung der populären sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Jacinda Ardern hat die Umwelt- und Klimapolitik schon zu einer ihrer Prioritäten gemacht.

          Innenpolitisch hat sie vor allem das Thema der verdreckten Flüsse aufgegriffen, außenpolitisch setzte sie sich auf internationalen Konferenzen für mehr Klimaschutz ein. Wie die Umwelt-Staatssekretärin sagte, habe Neuseeland schon viele Maßnahmen ergriffen. Aber es müsse noch mehr getan werden. „Die Wirtschaft ist auf der Umwelt aufgebaut, unsere Bevölkerung wächst und der Klimawandel vergrößert in vielerlei Hinsicht den Druck“, sagte Robertson.

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