Der Tod ist nicht alles
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Mit Atemschutz-Maske hinter der Wärmebildkamera. Bild: Lucas Bäuml
Wo ist die Evidenz, fragen Corona-Skeptiker: Die Verharmlosung der Katastrophe trifft längst nicht nur Wissenschaftler ins Mark. Hinter den Sterbeziffern türmt sich eine unvorstellbare Krankheitslast.
Wer will noch von einem aufgeklärten Diskurs sprechen, wenn der amerikanische Präsident, wie nun geschehen, den Leiter seiner Seuchenbehörde eine „verwirrte“ Person nennt, weil dieser die Einschätzung seiner Impfstoffexperten wieder gibt und nicht dem Mann im Weißen Haus nach dem Mund redet? Nicht überall sind die Zeiten für Corona-Experten so dunkel. Oft sind die Schmähungen, die Wissenschaftler zu ertragen haben, sehr viel subtiler. Aber die Verdunkelungsgefahr ist allgegenwärtig, und sie droht nicht nur aus der politischen Ecke. Auch da, wo die Pandemielage immer noch vergleichsweise entspannt ist, herrscht der Unfriede. Oder vielleicht gerade da.
„Covid-19: Wo ist die Evidenz?“, das fragte ostentativ vor einigen Tagen das „Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin“ (EbM), ein Verein, der für sich in Anspruch nimmt, eine Gesundheitsforschung nach den strengsten Kriterien der wissenschaftlichen Beweisführung anzustreben. In dem Papier, in dem sogar die Fachautoren unterschlagen werden, heißt es, in Anlehnung an eine ähnlich lautende Stellungnahme von vor einem halben Jahr: „Es gibt insgesamt noch sehr wenig belastbare Evidenz, weder zu Covid-19, noch zur Effektivität der derzeit ergriffenen Maßnahmen. Aber es ist nicht auszuschließen, dass die trotz weitgehend fehlender Evidenz ergriffenen Maßnahmen inzwischen größeren Schaden anrichten als das Virus selbst.“
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