Schicker Eismann : Ötzi - der Ur-Designer aus den Alpen
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So sah er aus: Rekonstruktion des Ötzi Bild: dapd
Wie waren die Kleider und die Requisiten der italienisch-österreichischen Gletschermumie einst beschaffen? Genanalysen liefern neue Erkenntnisse.
Wenn Giorgio Armani zur Kupfersteinzeit gelebt hätte, hätte er „Ötzi“ auf die Schulter geklopft und gesagt: gut gemacht. Denn ausgeklügelter hätte der italienische Modedesigner die damalige Kleidung des „Tiroler Eismanns“ nicht gestalten können. Eine neue Studie in der Zeitschrift „Scientific Reports“ (doi: 10.1038/srep31279) zeigt, dass die Kleidung und der Köcher der über 5300 Jahre alten Mumie aus den Materialien von mindestens fünf verschiedenen Tierarten hergestellt wurde.
Seit mehr als zwei Jahrzehnte wird der Mann aus den Ötztaler Alpen erforscht: Seine Herkunft, Ernährung, Gesundheit, seine Werkzeuge und auch seine Kleidung haben Einblicke in die Lebensweise des Mannes aus dem Eis geliefert.
So setzt sich Ötzis Outfit zusammen
Trotz guter Erhaltung der Gletschermumie war es den Wissenschaftlern dennoch bislang nicht möglich, den eindeutigen Ursprung seiner Bekleidung festzulegen. Nun haben Forscher um Niall J. O’Sullivan vom EURAC-Institut in Bozen die mitochondriale DNA von neun Lederfragmenten sequenziert und ihren Ursprung identifiziert: Für seine Mütze hat Ötzi das Fell eines Braunbären verwendet, für den Köcher das Fell eines europäischen Rehs.
Während man früher dachte, Ötzi führe eine agropastorale Lebensweise, beweisen die beiden Fellstücke, dass auch damals wildes Tier gejagt und gefangen wurde. Auch domestizierte Huftiere wurden als Kleidungsmaterial ausgewählt. Ötzi’s Mantel aus hellem und dunklem Material und seine Beinkleider, eine Art Lederleggings, bestehen aus mindestens sechs verschiedenen Fellkombinationen von Schaf und Ziege.
Auch der viereckige Lendenschurz wurde aus dunklem Schafspelz angefertigt, die Schnürsenkel hingegen aus Rinderfell. Ein planloses Zusammennähen von verfügbaren Lederteilen oder ein seltsamer aber praktischer Modegeschmack? Die Forschungsgruppe bestätigt zumindest ersteres.