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Aktueller UNEP-Bericht : Wie eine Sandkrise noch abgewendet werden kann

  • -Aktualisiert am

Weiterhin, hält der Bericht fest, brauche es international anerkannte Regelungen für die Förderung auf hoher See sowie klare Zugangsberechtigungen auf nationaler Ebene. „Eine Möglichkeit zur praktischen Umsetzung von Politikmaßnahmen besteht darin, von der Klimapolitik zu lernen und einen Preisaufschlag auf Sand einzuführen“, sagt Michael Hübler, Volkswirt an der Universität Gießen. „Entweder könnte eine Steuer auf Sand erhoben oder als innovative Maßnahme eine Art Zertifikathandel eingerichtet werden.“ In Großbritannien wurde eine derartige Steuer bereits eingeführt. Hübler hat in einer im vergangenen Jahr erschienenen Publikation gemeinsam mit Frank Pothen entsprechende Maßnahmen untersucht. Wie im Falle der Klimapolitik sei es ökonomisch effizient, den Preisaufschlag über Ländergrenzen hinweg zu vereinheitlichen, so Hübler. Eine Besteuerung der Sandextraktion wirke effektiver als Sandausfuhr- oder Einfuhrzölle.

„Zumindest auf dem Papier nimmt die Regulierung von Sandabbau in den meisten Weltregionen tendenziell zu“, sagt Philippe LeBillon, Geograf an der Universität British Columbia. Ausreichend seien die Bemühungen allerdings noch lange nicht. „Besonders schwierig ist die Lage in Ländern, die mit starker Urbanisierung und einer hohen Zahl an Bauprojekten zu kämpfen haben.“ Peduzzi erwartet, dass die Nachfrage nach Sand mit anhaltendem Bevölkerungswachstum, voranschreitender Verstädterung und dem Ausbau von Infrastruktur weiter steigen wird. „Wenn unseren Empfehlungen gefolgt wird, können die negativen Umweltfolgen allerdings abgeschwächt werden.“ Unabdingbar sei die stärkere Nutzung alternativer Materialien wie maschinell zerkleinertem Gestein, Erzsand oder recycelten Baustoffen verschiedenster Art. Produkte und Bauwerke müssten zudem von Anfang so geplant werden, dass im Idealfall jegliche Materialien wiederverwendet werden können.

„Ein gewisses Momentum“

Die Forderungen, die das Weltumweltprogramm in einem zweijährigen Prozess ausgearbeitet hat, enthalten nicht nur Prinzipien und Strukturen, sondern auch eine Auflistung ganz konkreter Maßnahmen. Sandvorkommen müssten in jedem einzelnen Land genaustens kartiert und reguliert werden, heißt es, so dass illegaler Abbau idealerweise nicht mehr möglich ist. Bei jedem Bauprojekt seien Verantwortlichkeiten für die Rohstoffquellen festzulegen, und unvermeidbare Umwelteingriffe durch Kompensationen auszugleichen. Peduzzi ist guter Dinge, dass die Vorschläge möglichst umfassend umgesetzt werden. Er sprich von einem gewissen Momentum, dass insbesondere seit der UN-Generalversammlung im Jahr 2019 herrsche. „Mit der damaligen Resolution haben die Länder Sandabbau erstmals als drängendes Umweltproblem anerkannt“, sagt er. „Das ist ein großer Schritt.“

Der Bericht soll, nach eigener Darstellung, „einen internationalen Veränderungsprozess einleiten und sektorenübergreifendes Handeln auslösen“. Die Koordination übernehmen könnte ein neu geschaffenes „Global Sand Center“, das jeglichen Sandabbau überwacht und protokolliert sowie internationale Standards festlegt. Die positive Nachricht des Berichts versteckt sich ganz am Schluss: Eine Sandkrise sei noch abwendbar. Es müssen nur zeitnah die entsprechenden Strukturen geschaffen werden.

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