Eine Zimmertanne würde sich als Interior-Accessoire eignen, nur sollte es im Raum dann nicht zu warm werden. Bild: Charlotte Wagner
Ab in die Botanik : Der Wald im Wohnzimmer
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Alle Jahre wieder holen wir uns ein Stückchen Wald nach Hause. Dabei gibt es auch Koniferen, die sich als Innenraumbegrüngung fürs ganze Jahr eignen. Man muss nur bei den Zimmertemperaturen ein paar Abstriche machen.
Alle Jahre wieder holen wir uns ein Stückchen Wald nach Hause. Das hat viel mit Tradition zu tun, weniger mit der Sehnsucht nach Grün. Obwohl sich Städter mit Kiefernzweigen oder Tannenbäumen liebend gerne den Duft der Wildnis in die Wohnung holen, da selbst der beliebte Schwarzwald-Gin mit seinem Hauch Picea abies kaum all unsere Bedürfnisse im Lockdown erfüllen kann. Das schafft auch keine balsamisch-bittere Limonade, die den „Alpine Forest“ neuerdings in teure Dosen packt, und ein Fichtennadelbad ist natürlich ebenfalls nur minimaler Ersatz: Die ätherischen Öle können vielleicht den pandemiegeplagten Geist beruhigen und überlastete Atemwege befreien, aber den ausgedehnten Waldspaziergang dann doch nicht ersetzen.

Verantwortlich für das Ressort „Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Zugegeben, bei Regen fällt es schwer, sich aufzumachen. Deshalb habe ich es im Urlaub kürzlich mit intensivem Waldbaden probiert, vom Hotel-Balkon aus: Warm eingepackt, unter einem Vordach sitzend, starrte ich ins Nass und atmete tief ein. Aus. Ein Eichhörnchen, wie auf der Flucht hektisch über die triefenden Äste springend, holte mich bald aus meiner Zauberbergmeditation, und irgendwann hatte ich genug von frischer Luft samt Kontemplation. Außerdem bot die etwas höher liegende, wohltemperierte Lobby ein traumhaftes Panorama. Auf Sofa oder Sessel sitzend, konnte man zwischen Wald und Bergen die Wolken ziehen sehen, war dabei von Gummibäumen und Zimmertannen umringt. Weder Fichte noch Zirbe oder Tanne würde als ein Interior-Accessoire überleben, doch diese Koniferen gedeihen offensichtlich prächtig.
Von der Norfolk-Insel nach Europa
Auch wenn sie dann wohl nie an die fünfzig bis siebzig Meter ihrer ausgewachsenen Verwandtschaft auf der Norfolk-Insel heranreichen wird: Araucaria heterophylla macht sich gut als Zimmerpflanze. Von den 19 Arten ihrer Gattung sind zwei in Südamerika heimisch und die anderen ursprünglich in Ozeanien zu finden, dreizehn gelten etwa für Neukaledonien als endemisch, wenn sie nicht in irgendeinem Gewächshaus für Tropen oder Subtropen stehen. Leichter Frost wäre für A. heterophylla wohl auszuhalten, die Norfolk-Tanne mag es sogar im Sommer kühl, und das könnte zum Problem werden, würde ich mir ein nach Alpha-Pinen duftendes Exemplar zu Hause aufstellen. Hell darf es sein, allerdings werden nicht mehr als 18 Grad empfohlen, was im Rhein-Main-Gebiet über Wochen oder Monate nur mit Hilfe einer Klimaanlage zu gewährleisten wäre. Aber das ginge zu weit. Ich will ja nicht mit Koniferen kuscheln, sondern mich an ihrem Grün erfreuen – das geht beim Wandern besser, und fürs Aroma gibt es ja Alternativen.