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Zu hohe Fixkosten : Lufthansa legt Sparplan vor

  • -Aktualisiert am
Mit 900 Millionen Euro soll das Passagiergeschäft der Lufthansa den größten Teil der Einsparungen erbringen.

Mit 900 Millionen Euro soll das Passagiergeschäft der Lufthansa den größten Teil der Einsparungen erbringen. Bild: DAPD

Europas größte Fluggesellschaft will binnen drei Jahren rund 1,5 Milliarden Euro sparen. In einem Schreiben an ihre Mitarbeiter erklärt die Lufthansa-Führung, wie sie das schaffen will.

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          Die Lufthansa will ihre Fixkosten binnen drei Jahren um 1,5 Milliarden Euro senken. Während das Ziel schon länger bekannt ist, hat die Fluglinie nun erstmals einen konkreten Plan vorgelegt, wie sie den überwiegenden Teil des Sparvolumens erreichen will. Mit 900 Millionen Euro entfällt der Löwenanteil auf das Passagiergeschäft der größten Fluggesellschaft in Europa. Das geht aus einem internen Schreiben an die Mitarbeiter hervor, das der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorliegt.

          Rendite unter Druck

          Der Bereich Passage, in der das Geschäft von Lufthansa, Germanwings, Air Dolomiti und Eurowings gebündelt ist, wolle auch in Zukunft eine führende Rolle in der internationalen Luftfahrt spielen, betont Vorstandschef Carsten Spohr in dem Brief. Zusammen mit den ausländischen Gesellschaften Swiss, Brussels Airlines und der österreichischen AUA repräsentiert die Passage Airline Gruppe mit ihren insgesamt 55.000 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von rund 22 Milliarden Euro im Jahr.

          Doch in jüngster Zeit bekam der Branchenführer die Preisbrecher aus Europa sowie die Konkurrenz aus der Golfregion immer stärker zu spüren. Kunden und Marktanteile gingen verloren, die Rendite steht seitdem unter Druck. 2011 erreichte die Marge der Lufthansa mit nur einem Prozent ihren vorläufigen Tiefstand - laut Spohr zu wenig, um die Investitionen in Milliardenhöhe für neue Flugzeuge zu schultern und das Überleben des Unternehmens abzusichern.

          Kürzen, Streichen, Sparen

          Rund zwei Drittel der angestrebten Ergebnisverbesserung von 900 Millionen Euro will Spohr durch die Senkung der Personalkosten pro Flugstunde um rund 5 Prozent, sowohl an Bord wie auch bei den Bodendiensten, erreichen. Hinzu kommt die Kürzung der Sachkosten in demselben Umfang, indem die Verträge für Gebühren und Entgelte mit den Flughafenbetreibern und den nationalen Flugsicherungsbehörden „nachverhandelt“ werden.

          Ähnliche Sparziele gibt der Passagechef auch für jene externe Dienstleister vor, die für die Wartung der IT-Systeme und Infrastruktur sowie für Zulieferungen im Fracht-, Schulungs- oder Verpflegungsgeschäft (Catering) zuständig sind.

          Den restlichen Ergebnisbeitrag von 300 Millionen Euro soll die Passage-Gruppe der Lufthansa durch zusätzliche Umsätze mit zahlungskräftigen Geschäftsreisenden und Touristen beisteuern. „Wir gehen davon aus, dass unsere Investitionen in Milliardenhöhe für eine neue First- und Business-Klasse sowie in das neue A-Plus-Terminal am Frankfurter Flughafen in deutliche Erlössteigerungen resultieren werden“, schreibt Spohr.

          Kurz- und Mittelstreckenverkehr defizitär

          Der 44 Jahre alte Wirtschaftsingenieur, der 2011 die Führung des Schlüsselressorts übernahm, wagt sich als erster Spartenchef der Lufthansa mit einem konkreten Sparplan vor. Der Handlungsbedarf im Passagiergeschäft ist freilich besonders groß. Spohr muss vor allem die Verluste im europäischen Kurz- und Mittelstreckenverkehr ausmerzen, die nach Schätzungen einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag erreichen. Dabei bleibt die Lufthansa, die das Gros ihrer Gewinne aus dem lukrativen Langstreckengeschäft schöpft, auf den Zubringerverkehr weiterhin angewiesen.

          Außerhalb der Drehkreuze in Frankfurt und München sollen Lufthansa und Germanwings intensiver zusammenarbeiten. Die Palette der Kooperationen reicht von aufeinander abgestimmten Flugplänen und gemeinsamen Vielflieger-Programmen bis hin zur einheitlichen Flottenpolitik: Um etwa die teure Typenvielfalt zu reduzieren, sollten sich beide Gesellschaften auf den Einsatz von Airbus-Flugzeugen aus der A 320-Familie konzentrieren, heißt es in dem Schreiben.

          Bis 2014 bleibe die Zahl der Lufthansa-Maschinen konstant. Erst wenn das Sparpaket sichtbare Erfolge zeige, werde über die Anschaffung von neuen Langstrecken-Flugzeugen der Typen A 350 oder Boeings Dreamliner entschieden: Das Einkaufsvolumen für den neuen Teil der Flotte liegt bei rund 7 Milliarden Euro.

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