Zehn konkrete Folgen : Was das Ende der Iran-Sanktionen bedeutet
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Iran darf wider Öl exportieren (Archivbild des iranischen Tankers „Delvar“ aus dem Jahr 2012) Bild: Reuters
Die Vereinigten Staaten und die EU haben ihre Sanktionen gegen Iran beendet. Was bedeutet das für die Wirtschaft und für das Land mit seinen 78 Millionen Einwohnern? Zehn konkrete Folgen im Überblick.
Seit fast zehn Jahren leidet Iran unter massiven Wirtschaftssanktionen. Die Sanktionsschraube durch UN, Vereinigte Staaten und EU wurde immer fester angezogen. So verbot zuletzt 2012 die EU die Einfuhr von Öl und Gas aus dem Iran. Danach brachen die Öl-Einnahmen des Irans von 118 Milliarden Dollar (2011) auf 42 Milliarden Dollar (2013) ein. Die Erleichterungen für die Islamische Republik sind mit der Aufhebung vieler Sanktionen immens. Profitieren werden angesichts eines Marktes mit 78 Millionen Menschen auch viele Firmen im Westen. Allerdings werden die Sanktionen nur teilweise aufgehoben. Insbesondere in den Bereichen Finanzen und Energie entfallen zahlreiche Beschränkungen.
Atomabkommen : Westen hebt nach Atom-Einigung Sanktionen gegen Iran auf
Zehn konkrete Folgen:
1. Der Export von iranischem Öl und Gas in die EU ist wieder erlaubt. Damit wird schon bald noch mehr Öl auf den Weltmarkt fließen. Der Rohölpreis dürfte weiter fallen und der Sprit billig bleiben. Der Iran ist eine Riese im globalen Energiegeschäft, wenn auch einer der in den vergangenen Jahren durch die Wirtschaftssanktionen gefesselt war. Viele Iraner hoffen daher auf eine schnelle Verbesserung ihrer Lebensumstände. Der extrem niedrige Ölpreis wird dabei allerdings Schwierigkeiten bereiten. Das rohstoffreiche Land kann nach dem Ende der Sanktionen mit Öl wohl nicht so viel einnehmen wie erhofft.
2. Westliche Firmen dürfen wieder Ausrüstung für die Öl- und Gasfelder liefern. Generell sind Geschäfte mit dem iranischen Energiesektor erlaubt. Das wird helfen, aus den Quellen wieder mehr Öl zu fördern. Die Technik dort gilt als marode. Es locken größere Aufträge für westliche Firmen. Denn die iranische Regierung hat ehrgeizige Ziele: Sie hat angekündigt, binnen weniger Wochen die tägliche Förderung um eine halbe Million Fass zu steigern und binnen eines halben Jahres um eine Million Fass. Zum Vergleich: Ein solches zusätzlichen Angebot würde rechnerisch ausreichen, um den gesamten Verbrauch Australiens zu decken.
3. Westliche Versicherungen dürfen iranische Öltanker wieder versichern.
4. Iranische Fluggesellschaften erhalten wieder Zugang zu Flughäfen in der EU.
5. Internationale Finanztransaktionen sind wieder möglich. Die Geldinstitute des Landes sind bislang noch vom internationalen Zahlungsverkehrssystem Swift abgekoppelt - ohne Swift, mit dem Banken grenzüberschreitende Überweisungen abwickeln, läuft aber nichts. Bis alle wichtigen Banken in das System integriert sind, wird wohl noch einige Zeit vergehen.
6. Banken können Handelsgeschäfte mit dem Iran wieder mit Darlehen unterstützen.
7. Der Iran erhält Zugang zu eingefrorenen Geldern in Höhe von mindestens 100 Milliarden Dollar.
8. Sanktionen gegen Firmen und Hunderte von Einzelpersonen im Zusammenhang mit dem Atomprogramm werden aufgehoben.
9. Die Lieferung von Flugzeugen und von Ersatzteilen für die iranischen Maschinen vom Typ Boeing und Airbus für ausschließlich zivile Zwecke ist wieder erlaubt. Iran hat bereits den Kauf von 114 Airbus-Flugzeugen angekündigt. Airbus ist damit das erste westliche Unternehmen, das von der Aufhebung der Sanktionen profitiert.
10. Westliche Hersteller dürfen wieder Autos im Iran verkaufen. Volkswagen, Audi, Skoda, BMW und Daimler führten im Iran bereits Gespräche über Vertriebsfirmen
Eine Reihe von Sanktionen wie die zum Verkauf schwerer Waffen bleiben noch für einige Jahre in Kraft. Beim Verstoß gegen die Vereinbarungen kann es zum Wiedereinsetzen der UN-Sanktionen („snapback“) kommen. Das wäre zugleich das Ende des Atom-Deals.