Glamouröse Platzhalter oder spießige Staubfänger?
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Wenn königlicher Besuch ins Haus steht, ist der Platzteller ein Muss. Bild: Picture-Alliance
Neulich stand ich vor einem Sonderangebot Platzteller. Ich habe überlegt, ob ich sie kaufe, es aber bleibenlassen. In manchen Restaurants sieht man sie noch, zuhause eher selten. Sind Platzteller noch modern?
Kein Wunder, dass Sie Silberplatzteller im Ausverkauf gesehen haben. Wahrscheinlich liegen die schon seit 1985 dort, weil sie keiner haben will. Sie am Ende ja auch nicht, und das hat einen Grund. Die Modelle, die Sie im Auge hatten, waren sicher nicht aus massivem Silber – das geht immer, ob als Picknickteller oder Brieftablett –, sondern nur aus dünn versilbertem Blechle. So wie die tellergroßen Ohrringe von Alexis Carrington aus dem „Denver Clan“, Sie wissen schon. Also nichts, was bleibt, wie der Lounge Chair von Eames oder ein Meissen-Teller. Silbern schimmernde Platzteller sind meist Plunder, es sei denn, Sie sind in einem mehr oder weniger royalen Haus zum Lunch. Dort sind sie massiv und mindestens 200 Jahre alt, und das Essen wird von weiß behandschuhten Dienern serviert. Ein Abklatsch dieser Welt erschien in der Neureichenversion in den achtziger Jahren, so wie Ballonröcke und riesige Föhnfrisuren: viel Luft und wenig drin.
Heute gelten diese Dinger zwar als out, dafür sind organische Untersetzer aus Flechtwerk, Steingut oder gar Schiefer der Renner. Denn viele Menschen, die sich Gedanken über eine gedeckte Tafel machen, haben entweder Angst, dass ihre Gäste kleckern, oder sie lieben einen vollgestellten Tisch. Zumindest theoretisch. Denn in den meisten Haushalten gehören Platzteller wie Cocktailshaker-Ausrüstungen zu den Dingen, die haushaltswütige Paare auf ihre Hochzeitsliste schreiben – und dann bis zum Tod oder zur Scheidung nie benutzen.
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