https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wohnen/immobilienbranche-mieten-steigen-in-ballungsraeumen-weiter-14073236.html

Immobilienbranche : Mieten steigen in Ballungsräumen weiter

  • Aktualisiert am

Auch wenn wie hier in München immer mehr Neubauten in Ballungsräumen entstehen - dies genügt noch lang nicht, um die Nachfrage nach Wohnraum zu befriedigen. Bild: Picture-Alliance

In weiten Teilen Deutschlands steigen die Mieten kaum oder gar nicht. Doch in den großen Städten ist nach einer Branchenstudie keine Entspannung in Sicht. Die Zuwanderung erhöht den Druck.

          2 Min.

          In den deutschen Ballungsräumen werden Mieten nach Ansicht der Immobilienbranche weiter spürbar steigen. Dort halte der Neubau mit der wachsenden Nachfrage noch immer nicht Schritt, teilte der Zentrale Immobilienausschuss am Dienstag in Berlin zur Vorlage einer Marktstudie mit. Deshalb stiegen auch die Kaufpreise weiter. „Ohne die starke Zuwanderung von Flüchtlingen wäre das Bild für 2016 ziemlich eindeutig“, sagte Studienautor Harald Simons, Vorstand des privaten Forschungsinstituts Empirica. „Der Mietpreiszyklus hätte seinen Zenit erreicht.“ Nun dürfte sich die Entwicklung dagegen fortsetzen.

          Zugleich stehen in Deutschland nach offiziellen Angaben rund zwei Millionen Wohnungen leer. Die meisten lägen auf dem Land, mehr als 600.000 seien sofort verfügbar, sagte der Direktor des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Harald Herrmann, bei einem Kongress auf der Baufachmesse Bautec in Berlin.

          Im bundesweiten Durchschnitt steigen die Mieten nach der Untersuchung inzwischen jedoch deutlich langsamer. So hätten im Westen die Angebotsmieten seit Anfang 2015 nicht mehr nennenswert zugelegt, im Osten seien sie sogar leicht gesunken. Durch die Lage in den Ballungsräumen sei aber insgesamt keine Stagnation zu erwarten.

          „Wir müssen schnell und viel bauen“, forderte Lukas Siebenkotten, der Bundesdirektor des Deutschen Mieterbunds. „400.000 neue Wohnungen pro Jahr müssen insbesondere in Großstädten, Ballungsgebieten und Universitätsstädten fertiggestellt werden.“ Zugleich verlangte er, die Mietpreisbremse stärker anzuziehen. Vermieter sollen verpflichtet werden, neuen Mietern offenzulegen, wie viel der Vormieter bezahlte.

          Verdichteter und nach dem Baukastensystem bauen

          Aus Sicht des Immobilienausschusses muss das Regelungswerk für den Wohnungsbau gelockert werden. „Wir müssen verdichteter bauen können“, sagte Verbandspräsident Andreas Mattner. Um Zeit zu sparen, wollen die großen Vermieter mit mehr vorgefertigten Bauten die Wohnungsknappheit in Ballungsräumen bekämpfen. Nach Angaben des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen will jedes zweite Mitglied etwa in Serie gebaute Decken und Wände oder komplette Module einsetzen. „Wir müssen beim Wohnungsbau aufs Gaspedal treten“, sagte Verbandspräsident Axel Gedaschko.

          Institutsdirektor Herrmann forderte, anerkannte Flüchtlinge auf Wohnorte zu verpflichten, um die leerstehenden Wohnungen zu füllen und den Druck von den Ballungsräumen zu nehmen. In vielen Regionen, etwa in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern gebe es beides: leere Wohnungen und offene Arbeitsstellen.

          Der Staatssekretär im Bundesbauministerium, Gunther Adler, warnte vor einer Konkurrenz von Flüchtlingen und anderen Wohnungssuchenden. „Das wäre Sprengstoff für den sozialen Frieden in unserem Land und das wäre ein Konjunkturprogramm für den Rechtsextremismus.“

          2015 war nach dem Gutachten des Zentralen Immobilien Ausschusses ein Rekordjahr für den deutschen Immobilienmarkt. Die hohe Nachfrage aus dem In- und Ausland habe das Investitionsvolumen wieder auf das Rekordniveau von 2007 getrieben. Allein in Gewerbeimmobilien seien 55,5 Millionen Euro geflossen. Der Gesamtmarkt wird in der Untersuchung jedoch nicht beziffert.

          Weitere Themen

          Ein KI-Ufo für Heilbronn

          FAZ Plus Artikel: Lidl-Kaufland-Konzern : Ein KI-Ufo für Heilbronn

          Die Milliarden des Lidl-Kaufland-Imperiums krempeln Heilbronn um. Der Konzern baut nun mit öffentlicher Förderung einen Stadtteil für Künstliche Intelligenz. Nach heftiger Kritik versuchen die Beteiligten die Wogen zu glätten.

          Topmeldungen

          Endlich Aufbruch: Christian Lindner, Ricarda Lang und Lars Klingbeil (von links) nach der Einigung

          Kompromisse der Ampel : 144 Engpässe in 30 Stunden

          Die Ampel verhandelt im Koalitionsausschuss zweieinhalb Tage über ein „großes Werkstück“. Die Grünen-Vorsitzende Lang sagt, es seien „auf keinen Fall“ einfache Verhandlungen gewesen.
          Die Yacht „Luna“ des angeblichen Fluchers Farchad Achmedow wurde im vergangenen Jahr im Hamburger Hafen festgesetzt.

          Flüche gegen Russlands Führung : Wie Kakerlaken im Glas

          Ein angeblicher Gesprächsmitschnitt zweier Mitglieder der russischen Elite sorgt für Aufruhr. Darin wird Präsident Putin unter anderem als „Satan“ bezeichnet.
          Nicht zufrieden: Bundestrainer Hansi Flick

          Zwei Gegentore in neun Minuten : Flicks Elf zahlt Lehrgeld

          Die deutsche Mannschaft wird in der ersten halben Stunde von den Belgiern vorgeführt, kämpft sich danach heran – verliert aber 2:3. Bayern-Profi Leon Goretzka muss verletzt ausgewechselt werden.
          Ein außerirdischer Ansatz: So soll der KI-Innovationspark aussehen.

          Lidl-Kaufland-Konzern : Ein KI-Ufo für Heilbronn

          Die Milliarden des Lidl-Kaufland-Imperiums krempeln Heilbronn um. Der Konzern baut nun mit öffentlicher Förderung einen Stadtteil für Künstliche Intelligenz. Nach heftiger Kritik versuchen die Beteiligten die Wogen zu glätten.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.