Holzmöbel mit Gütesiegel : Nachhaltigkeit aus nächster Nähe
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Für ihre Möbel verwenden sie nur Holz aus dem Kölner Forst: Architektin Sabine Röser und Schreiner Wilfried Nissing. Bild: Stefan Finger
Beim Möbelkauf spielt Ökologie oft noch eine kleine Rolle. Dabei liegt die Lösung manchmal direkt vor der Tür.
Konsumenten sind heute anspruchsvoll: Bio-Äpfel sollen am liebsten aus lokalem Anbau stammen, Kleidung mit Öko-Siegeln versehen, Bettwäsche aus nachhaltig und fair produzierter Baumwolle sein. Doch wenn es darum geht, wo aufgetischt wird, worin die Kleider verstaut und worauf die baumwollenen Laken geworfen werden, spielt die sonst so allgegenwärtige Nachhaltigkeit meist eine Nebenrolle. Beim Möbelkauf zählen vor allem Ästhetik und Preis.
„Mit der Strategie des Sonderangebots fördert die Möbelindustrie eine Wegwerfmentalität und entwertet damit die eigenen Produkte“, sagt Helmut Haybach vom Technologie-Zentrum Holzwirtschaft mit Sitz in Lemgo. Ausgerechnet Ikea bewies im vergangenen Herbst, dass manche Anbieter umdenken. Der schwedische Möbelgigant, der einst die ständige Schnäppchenjagd salonfähig machte, testete in fünf deutschen Filialen ein neues Geschäftsmodell und kaufte Gebrauchtmöbel aus dem eigenen Sortiment von Kunden auf, um sie dann in der Fundgrube wieder anzubieten.
Ausschließlich Holz aus dem Kölner Forst
Modefirmen wie H&M stehen unter Beobachtung in Sachen ökologische und soziale Verträglichkeit, im Bio-Supermarkt und auf dem Wochenmarkt einzukaufen gilt als Statussymbol. Möbel rücken langsamer in den Fokus vieler sonst so auf Nachhaltigkeit bedachter Kunden. Sabine Röser aus Köln ahnt, warum: „Mit Ernährung befasst man sich täglich, mit Mode saisonal. Möbel kauft man viel seltener.“ Gerade bei Jüngeren wachse aber das Bewusstsein, beobachtet die Architektin in ihrer täglichen Arbeit. Mit ihrem Mann, dem Schreiner Wilfried Nissing, leitet sie seit 2006 das Unternehmen Stadtwaldholz, das Massivholzmöbel und Wohnaccessoires herstellt. Und zwar ausschließlich aus Holz aus dem Kölner Forst.
Im Süden der Stadt, nur rund sieben Kilometer vom Wald entfernt, liegen die Werkstatt, ein Showroom, das Holzlager und das Atelier. Hier entwirft Röser mit ihren Kunden Esstische, Regale oder Betten. Nissing setzt die Designs mit zwei Angestellten um und verfeinert sie technisch. So werden aus Bäumen, die aus Sicherheits- oder ästhetischen Gründen gefällt wurden, oft überraschend leichtfüßige Massivholzmöbel, etwa eine Chaiselongue aus Mammutbaumholz mit einer Lehne in Muscheloptik und erstaunlich wenig Gewicht.
1990 führte der Sturm „Wiebke“ Nissing vor Augen, wie viel Holz direkt vor seiner Haustür vorhanden war. Zuvor hatte er das Material im Holzhandel gekauft. Er fragte bei der Forstverwaltung an, was mit dem Holz geschehe: „Es wurde als Brennstoff genutzt, aber nicht zur kommerziellen Möbelherstellung.“ Das lag vor allem an Eisensplittern in einigen Bäumen, Spuren des Zweiten Weltkriegs. „Für große, automatisierte Sägewerke ist das ein Problem, jeder Störfaktor verzögert die Produktion“, erklärt Sabine Röser. In ihrem kleinen Sägewerk jedoch, wo individuell gefertigt werde, könne man darauf reagieren und das Holz anders verarbeiten.
,,Was nicht zu verarbeiten ist, landet dort“
Das tat das Paar und hatte einige Jahre später so viele Aufträge für Massivholzmöbel aus Stadtwaldholz, dass sie 2006 ihr Unternehmen ganz auf den Rohstoff aus der Nachbarschaft ausrichteten und auch nach ihm benannten. Das Stadtwaldholz-Logo ist ein Brennstempel, der garantiert, dass hier nur Holz aus dem nahen Kölner Forst verarbeitet wird. Zu Massivholzmöbeln, aber auch zu Hockern, Kerzenhaltern oder naturbelassenen und bunten Bauklötzen.