Sardinien : 10 Millionen Euro pro Schlafzimmer
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Türkisfarbenes Meer, unverbaute Landschaft, erlesene Nachbarn - diese Perspektiven machen den Nordosten Sardiniens zum Traumziel sowohl für Italiener als auch den Geldadel aus aller Welt. Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat hier ein Refugium und auch manch russischer Ölmilliardär. Das hat zur Folge, dass in der prominenten Nachbarschaft auch ein schlichtes Ferienhäuschen zum Millionenobjekt wird.
Eine Villa mit 200 Quadratmetern Wohnfläche, Garten und Pool nahe am Zentrum von Porto Cervo für 4 Millionen Euro bietet Daniela Ciboddo, Büroleiterin der sardischen Niederlassung des deutschen Immobilienmaklers Engel und Völkers. Eine Villa etwas oberhalb des Ortes, der das Zentrum der Costa Smeralda ist, offeriert Meerblick, 320 Quadratmeter Wohnfläche, 5000 Quadratmeter Garten und soll 6,5 Millionen Euro kosten. „Wenn es um Anwesen direkt am Meer geht, kann man das Ausrechnen von Quadratmeterpreisen ohnehin gleich bleiben lassen“, sagt der unabhängige Immobilienmakler Giulio Maria Durio. Über den Daumen gepeilt, könne man dort 10 Millionen Euro pro Schlafzimmer veranschlagen.
Für 850.000 Euro lebt man beengt
Luisa Novello, die von Anfang an als Maklerin den Aufstieg der Costa Smeralda begleitet hat, bietet 300 Quadratmeter Villa mit sechs Schlafzimmern für 5,5 Millionen Euro. Ein Häuschen in der zweiten Reihe an einem der teuersten Flecken der Costa namens Romazzina, zudem in hübscher Lage, soll mit 220 Quadratmetern und vier Schlafzimmern 11 Millionen Euro kosten. Wer sich bescheidet, kann in einer Wohnanlage mit Pool ein Zweizimmerappartement mit 80 Quadratmetern für 850.000 Euro erstehen.
„Diese Ecke von Sardinien ist teuer, aber dafür eine sichere Anlage, man könnte mit dem Slogan der Diamantenwerbung sagen: ein unvergänglicher Wert“, urteilt Immobilienvermittlerin Ciboddo. Das liegt unter anderem in den rigiden Bestimmungen für Neubauten. Während in anderen Ferienregionen immer noch die Küsten zubetoniert werden, hat die Regionalregierung der Insel Neubauten in einer Entfernung von weniger als zwei Kilometern zur Küste verboten. An der Costa Smeralda haben sich viele der kleinen Villensiedlungen in Jahrzehnten kaum verändert. Und so werde es auch in den kommenden zwanzig Jahren bleiben, schwören die Immobilienmakler, Lokalpolitiker und die Vertreter der Regionalregierung.
Das Entwicklungskonzept hat sich bewährt
Dass die Costa Smeralda relativ unberührt blieb und damit zum teuersten Immobilienstandort Sardiniens wie auch ganz Italiens wurde, liegt am Entwicklungskonzept: Zu Beginn der sechziger Jahre war diese Küste noch menschenleer, denn die sardischen Bauern lebten im Binnenland. Der Aga Khan, Milliardär, Fürst und Oberhaupt der Religionsgemeinschaft der Ismaeliten, hatte die unberührte Küste entdeckt, die Sarden von seinem Konzept mit sanfter Entwicklung und Luxustourismus überzeugt und 3000 Hektar Land erworben. Der 55 Kilometer langen Küste gab er damals wegen der Farbe ihres Wassers den Namen „Costa Smeralda“. Bebaut wurden seither in diesem Gebiet nur 500 Hektar.
Um die Frage, ob der Immobilienbestand zumindest noch ein wenig weiterentwickelt werden kann, ringt hinter den Kulissen der amerikanische Immobilieninvestor Tom Barrack, der das sardische Reich des Aga Khan erworben hat. Er hat noch eine relative Mehrheit am „Konsortium Costa Smeralda“, das für die Gegend wie der Verwalter einer Hausgemeinschaft fungiert.
Gepflegtes Grün, Wachdienst und ein Löschhubschrauber
Die anderen 3850 Immobilieneigner und Teilhaber kommen aus aller Welt. 70 Prozent von ihnen sind Ausländer und von diesen wiederum ein Drittel aus Deutschland. Für eine stattliche Verwaltungsgebühr, die für ein Häuschen etwa 3500 Euro im Jahr beträgt, bietet das Konsortium eine Vielzahl von Leistungen, die in Italien in weit abgelegenen Feriensiedlungen staatliche Institutionen sonst nur lückenhaft organisieren: Es gibt gepflegte Grünflächen, Wachdienst, eine ärztliche Notfallstation und einen Löschhubschrauber für etwaige Waldbrände. Auch die Erschließung mit Straßen, Wasserversorgung, Mülltransport hat anfangs allein das Konsortium organisiert und nur einen Teil der Leistungen an die Gemeinde namens Arzachena weitergegeben.