Obstsorten für den Garten : Die Wilden sind zurück
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„Weiche Früchte lassen sich roh auslöffeln, feste eignen sich für Gelees und Konfitüren, vor allem gemischt mit anderen Früchten“, weiß Genießer Albrecht. Er empfiehlt die alte schmackhafte Sorte 'Holländische Großfrüchtige' oder die alte englische Sorte 'Nottingham' mit mittelgroßen, früh reifenden Früchten. Die Mispel ist ausreichend winterhart, verträgt als wärmeliebendes Gehölz sommerliche Hitzeperioden sehr gut, schätzt tiefgründige, kalkhaltige Lehmböden. Der langsam wachsende Kleinbaum passt perfekt in kleinere Gärten. Albrecht rät wegen der breiten Krone die Gehölze mit genug Abstand (drei bis vier Meter) zu setzen.
Die Vielseitige
Die Felsenbirne (Amelanchier) ist längst in vielen Gärten beliebter Schmuck, als Solitär oder in Gruppen, Großstrauch oder Kleinbaum mit malerischem Habitus. Neben weißen Blütenwolken im Frühjahr und einer spektakulär orange-karminroten Herbstfärbung (bei der Kupfer-Felsenbirne A. Lamarckii) spendiert sie köstliche Früchte. Nicht alle Gartenbesitzer wissen oder schätzen das, ganz im Gegensatz zu geflügelten Gourmets.
Oft haben Vögel und Kleinsäuger die erst purpurroten, zur Reife blauschwarzen kleinen Kugeln stibitzt. Bleiben die Früchte hängen, können sie frisch genascht oder zu aromatischer Marmelade, Gelee, Saft oder Wein verarbeitet werden. Besonders geeignet als Naschfrucht ist die Kahle Felsenbirne (A. Laevis) mit den Sorten 'Ballerina' sowie 'Prince Charles' und 'Princess Diana', „beide mit großen, süßen, wohlschmeckenden Früchten“, schwärmt Albrecht.
Die Vorgartenzierde
Die Eberesche (Sorbus), auch Mehl- oder Vogelbeere genannt, ist als Ziergehölz mit fein gefiedertem Laub und weißen Schirmrispen-Blüten ein Favorit im Garten. Aber wer verzehrt schon im Herbst ihre attraktiven kugeligen Beerenfrüchte in leuchtendem Orange bis Rot? Die bieten neben hübscher Zierde Inhaltsstoffe voller Power: enorm hoher Gehalt an Provitamin A und Vitamin C. Die Gattung ist mit rund hundert Arten sehr vielfältig. Albrecht empfiehlt Sorten der Edel-Eberesche (Sorbus aucuparia), da ihre scharlachroten großen, süß-sauren Früchte keine Bitterstoffe enthalten und vielfältig verwendet werden können. Einen hohen Fruchtertrag hat die Sorte 'Klosterneuburg IV'.
„Die Blüten dieser Art und ihrer Sorten sind großartige Pollen- und Nektarspender für Bienen, die Früchte werden von über 60 Vogelarten gefressen“, ist Albrechts langjährige Beobachtung. Wer auf eigenen Genuss verzichtet, gönnt der Vogelwelt ein leckeres Buffet. Aus einer Kreuzung der Edel-Eberesche entstanden neue Hybriden mit Sträuchern zwischen drei und sechs Meter Höhe, bestens geeignet für den Vorgarten. Hier rät der Fachmann zur sehr ertragreichen 'Burka', „sie ist bequem zu ernten“, sowie zu 'Titan', deren Früchte reich an Vitamin C und Carotin sind. Einziger Makel: Alle Sorbus-Arten sind anfällig für Feuerbrand.
Gut zu wissen
Inzwischen gibt es zahlreiche kultivierte Wildobstgehölze im Sortiment guter Baumschulen und bei Spezial-Anbietern, etliche auch mit Online-Handel. Hans-Joachim Albrecht empfiehlt in seinem Buch unter anderem Baumschule Horstmann, Späth’sche Baumschule, Herrenkamper Gärten, Lubera GmbH und Raritätengärtnerei Manfred Hans. Allgemeine Auskünfte bietet der Bund Deutscher Baumschulen.