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OECD-Studie : Vermögen in Deutschland besonders ungleich verteilt

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Ein Bettler am Berliner Kurfürstendamm Bild: dpa

In Deutschland sind die Vermögen besonders ungleich verteilt. Die reichsten 10 Prozent besitzen laut einer Studie der OECD fast 60 Prozent des gesamten Nettohaushaltsvermögens, die ärmsten 60 Prozent hingegen nur 6 Prozent.

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          Vermögen ist in Deutschland stärker konzentriert als in vielen anderen Industriestaaten. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die reichsten 10 Prozent besitzen demnach fast 60 Prozent des gesamten Nettohaushaltsvermögens. „Dieser Wert liegt deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 50“, teilte die 34 Mitgliedsländer zählende Industriestaaten-Organisation. Die ärmsten 60 Prozent kommen hingegen lediglich auf 6 Prozent des gesamten Vermögens. „Darüber hinaus ist die Zahl der überschuldeten Haushalte groß“, hieß es von der OECD.

          Vergleichsweise gut steht Deutschland bei der Einkommensverteilung da. In der ersten Hälfte der 2000er Jahre habe die Ungleichheit noch stark zugenommen, sagte OECD-Experte Michael Förster in Berlin. „Seit 2007 ist die Ungleichheit in den verfügbaren Einkommen stabil.“ In Deutschland verdienen die obersten 10 Prozent der Einkommensbezieher 6,6-mal so viel wie die untersten 10 Prozent. Der OECD-Schnitt betrage 9,6:1. Allerdings lag der deutsche Wert in den achtziger Jahren noch bei 5:1, in den Neunzigern bei 6:1. Problematisch sieht die Organisation den hohen Anteil atypischer Beschäftigung in Deutschland, wozu Teilzeit, Minijobs und befristete Beschäftigungsverhältnisse zählen. Er liegt inzwischen bei nahezu 40 Prozent und sei hauptverantwortlich für die Lohnkluft.

          Anders als in der Mehrzahl der OECD-Länder habe die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2008 die Einkommensschere nicht größer werden lassen. „In vielen Ländern hat Einkommensungleichheit einen Rekordwert erreicht“, sagte Förster. Das wirke sich negativ auf die Konjunktur aus: Zwischen 1990 und 2010 habe die zunehmende Ungleichheit fast 5 Prozentpunkte an Wachstum in der OECD gekostet.

          Um die Einkommenslücke in Deutschland zu verringern, schlägt die OECD vor, Frauen den Zugang in eine Vollzeitbeschäftigung zu erleichtern. „Etwa durch den weiteren Ausbau von ganztägiger Betreuung für Kleinkinder“, sagte Förster. Er empfiehlt auch mehr Ganztagsschulen und eine bessere Qualität der frühkindlichen Bildungs- und Betreuungsangebote, um Kindern aus sozial schwachen Familien den Aufstieg zu ermöglichen. Um das zu finanzieren, könnte etwa Immobilienbesitz stärker besteuert werden.

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