Vermittlung Langzeitarbeitsloser : Arbeitsagentur legt Stellenabbau auf Eis
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Kursänderung in Nürnberg: Neue Vorgaben für Arbeitsvermittler Bild: Lisowski, Philip
Die Behörde will die Vermittlung Langzeitarbeitsloser verbessern. Deshalb werden weniger Stellen als geplant gestrichen. Und die Leistungen der Arbeitsvermittler sollen nun auch qualitativ bewertet werden.
Die Bundesagentur für Arbeit reagiert auf den schleppenden Abbau der Arbeitslosigkeit und streicht in den kommenden Jahren weniger Stellen als vorgesehen. Der für die Jahre 2014 und 2015 geplante Wegfall von mehr als 3000 Arbeitsplätzen wird um zwei Jahre verschoben. Die Einsparung von weiteren 1500 Stellen ist zudem auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Darauf haben sich nach Informationen dieser Zeitung der Vorstand und der Hauptpersonalrat geeinigt. Zudem wird Deutschlands größte Behörde die Leistungsanreize für Vermittler ändern. Diese Steuerung war zuletzt in die Kritik geraten, weil viele Mitarbeiter mehr mit dem Erreichen kurzfristiger Vorgaben als mit einer dauerhaften Vermittlung der Arbeitslosen beschäftigt gewesen sein sollen.

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Die Personalvertretung der Arbeitsagentur begrüßte die Bereitschaft des Vorstandes, die Abbaupläne zu korrigieren und damit die Arbeitsbedingungen zu verbessern. „Mit dem weiter verfügbaren Personal sollen insbesondere die Geschäftseinheiten gestärkt werden, die operativ kritisch und von der Arbeitslosigkeit am stärksten belastet sind“, kommentierte Eberhard Einsiedler, der Vorsitzende des Hauptpersonalrats die Einigung. Bei den zusätzlichen Arbeitskräften handele es sich vor allem um Telefonberater und Sachbearbeiter von Leistungsanträgen. Um die schon heute angespannte Situation in den Eingangszonen der 156 Arbeitsagenturen zu verbessern, würden zudem noch im laufenden Jahr 300 Stellen für Berater geschaffen, heißt es weiter.
Neues Bonussystem
Hintergrund der Beschlüsse ist, dass aufgrund der sinkenden Arbeitslosigkeit die Führung der Arbeitsagentur im Jahr 2011 beschlossen hatte, die Zahl ihrer Mitarbeiter innerhalb von vier Jahren um 17.000 zu reduzieren. Zu Beginn dieses Jahres waren offiziellen Angaben zufolge schon rund 10.000 Stellenstreichungen umgesetzt. Deutschlands größte Behörde beschäftigt derzeit immer noch rund 120.000 Personen. Der nun beschlossene Aufschub wird mit den Auswirkungen der zuletzt schleppenden Konjunktur begründet. Jüngsten Berechnungen zufolge werde der Abbau der Arbeitslosigkeit bis 2015 um rund 275.000 Personen geringer ausfallen, als 2011 angenommen worden war. Entsprechend höher sei der Betreuungsbedarf.
Vom kommenden Jahr an werden zudem die Leistungen der Arbeitsvermittler anders bewertet. Bislang zählte in der Bilanz jede „Integration“, wie es in der Behördensprache heißt, in den Arbeitsmarkt gleich viel. Erreichte ein Team die für einen bestimmten Zeitraum vorgegebene Zahl an Integrationen, galten die Ziele als erreicht, was sich wiederum auf die Bonuszahlungen der Führungskräfte auswirkte. Zuletzt wurden häufiger Beschwerden bei den Personalvertretern publik über die Arbeitsweise in einem solchen System. Es führe zu einer Bestenauslese, wie die Behördenleitung selbst schon vor Wochen einräumte, schwierige Kunden werden wegen geringerer Erfolgsaussichten häufig vernachlässigt. Deshalb wurden nun neben der quantitativen auch qualitative Komponenten für die Zielvereinbarungen festgelegt. Von Januar 2014 an werden bestimmte Vermittlungen stärker gewichtet als andere. Demnach zählt es künftig mehr, wenn ein Jugendlicher mit Hauptschulabschluss oder ohne Abschluss vermittelt wird. Ebenso gibt es Bonuspunkte für Personen, die schon länger als ein halbes Jahr auf der Suche sind oder mit „schwierigen Profillagen“, etwa Alleinerziehende ohne Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Zudem wird bewertet, ob das Arbeitsverhältnis auch nach einem halben Jahr noch existiert. Und vergleichsweise mühsame Vermittlungen in kleine und mittlere Betriebe werden stärker honoriert als in Großkonzerne oder Zeitarbeitsunternehmen.