Telekomkonzern Orange : Frankreichs williger Helfer der Geheimdienste
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Orange-Filiale in Frankreich Bild: AFP
Auch in Frankreich gehört die permanente Bespitzelung zum Alltag, berichtet die französische Zeitung „Le Monde“. Im Zentrum der inneren Spionage steht der Telekomkonzern Orange, den viele noch unter dem alten Namen „France Télécom“ kennen.
Nicht nur amerikanische Geheimdienste lesen und hören im großen Stil mit, wenn die Bürger im Internet surfen, Emails schicken oder telefonieren. Auch in Frankreich gehört die permanente Bespitzelung zum Alltag, wenn man einer Recherche der Tageszeitung „Le Monde“ glauben darf, der die genannten Akteure am Freitag nicht widersprachen. Erstmals wurde dabei auch ein Unternehmen genannt, das im Zentrum der inneren Spionage steht: Orange oder France Télécom, wie der Telekomanbieter einst hieß, an dem der französische Staat heute noch 27 Prozent hält.
Nach Angaben von „Le Monde“ arbeitet Orange Hand in Hand mit den französischen Geheimdiensten, besonders mit der französischen Generaldirektion für äußere Sicherheit (DGSE). Innerhalb des Unternehmens hätten einige Angestellte den offiziellen Status von verteidigungsrelevanten Geheimnisträgern. Der Orange-Vorstandsvorsitzende Stéphane Richard bestätigte das gegenüber „Le Monde“. „Sie haben nicht an mich Bericht zu erstatten. Alles läuft unter Verantwortung der öffentlichen Hand in einem legalen Rahmen“, sagte der Chef des Unternehmens, das heute in Frankreich im Festnetz wie bei der Mobilfunkkommunikation immer noch mit Abstand der Marktführer ist.
Offenbar dürften die französischen Geheimdienste Daten und Gespräche an drei Stellen im Unternehmen anzapfen: Dort, wo die Unterwasserkabel in Frankreich ankommen, zudem bei der internationalen Direktion für die Auslandsniederlassungen der Handy-Kommunikation und in der „Sicherheitsabteilung“, die sich angeblich um Datenschutz kümmert.
Aufgrund seiner früheren Monopolstellung verfügt Orange heute auch noch über das größte physische Netzwerk, das die Konkurrenten teilweise mitnutzen. In höchsten Regierungskreisen wird eingeräumt, dass der Staat das technische Wissen von Orange für die innere und äußere Sicherheit nutze. Auch bei Militäroperationen wie in Mali und der Zentralafrikanischen Republik seien Orange-Ingenieure dabei.
Die Informationen hat „Le Monde“ nach eigenen Angaben von den Enthüllungen durch Edward Snowden, die wiederum aus britischen Geheimdienstquellen stammen. Die Franzosen würden ihre Daten auch regelmäßig mit den Briten und anderen Alliierten austauschen, heißt es.