Ökostrom : Anbieter von neuer Förderung begeistert
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Windräder in Husum Bild: dpa
Aufgrund einer neuen Vermarktungsprämie ist die Strommenge gestiegen, die Erzeuger direkt am Markt verkaufen. Die geänderten Regeln bringen Kritiker in Rage: Für die Anbieter gebe es kein Risiko, für Stromkunden hingegen werde es deutlich teurer.
Die zum Jahresanfang eingeführte Vermarktungsprämie für regenerative Energie wird von der Ökostrombranche begeistert angenommen. Gegenüber Dezember hat sich die Strommenge, die Ökostrom-Erzeuger direkt am Markt verkaufen und nicht gegen eine fixe EEG-Gebühr ins Netz einspeisen, auf 13.500 Megawatt vervielfacht. Allein beim Windstrom ergibt sich eine Versechsfachung. Das ergeben neue Daten der Netzbetreiber.
Mit Start des neuen Fördersystems fallen damit - für Januar - etwa 40 Prozent des Windstroms aus der direkten Förderung des Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) heraus. Die Erzeuger verzichten auf die nach dem EEG garantierte Einspeisegebühr in der Hoffnung, ihren Strom am Markt teurer absetzen zu können. Doch das ist ein Markt "mit Netz und doppeltem Boden", wie der Präsident des Verbands der Industriellen Energienachfrager (VIK) Volker Schwich sagt. Denn falls sich im Nachhinein herausstellt, dass die Markterlöse unter denen der EEG-Förderung lagen, wird die Differenz zu Lasten der Stromkunden ausgeglichen. Abgerechnet wird immer erst im Folgemonat. Die Betreiber tragen damit kein Risiko - doch erwirtschaften sie einen Überschuss, dürfen sie ihn behalten.
„Wenn es hoch kommt“
Es kommt noch schöner: Für das "Management", also das Organisieren des Stromverkaufs, erhalten die Erzeuger noch eine Verkaufsprämie. Für Windstrom liegt diese "Managementprämie" in diesem Jahr bei 1,2 Cent je verkaufter Kilowattstunde. Das ist nicht wenig im Vergleich zum Strompreis: An der Börse kostet eine Kilowattstunde im Schnitt 5 Cent. Eigner einer neuen Windturbine können mit einer Einspeisegebühr von etwa 9 Cent je Kilowattstunde kalkulieren.
Schwich hat ausrechnen lassen, was allein durch die Managementprämie zusammenkommt. Ein Windpark mit 15 Anlagen je 1,5 Megawatt käme bei 2500 Stunden Betrieb alleine durch die Managementprämie in diesem Jahr auf Zusatzeinnahmen von 675.000 Euro. Die Vermarktungskosten schätzt er dagegen, "wenn es hoch kommt", auf einen fünfstelligen Jahresbetrag. "675 000 Euro gibt es für 22,5 Megawatt Windanlagenleistung; das mehr als Tausendfache ist in Deutschland installiert", sagt er. In der Tat dürften Ende 2011 rund 28.000 Megawatt Windenergie installiert gewesen sein. Schwich erwartet, dass alle Windstromanbieter in das neue Finanzierungsmodell wechseln.
Schwer zu kalkulieren
Deutschlands Stromkunden könnte das in diesem Jahr zusätzlich einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Der von Gutachtern der Regierung geschätzte Betrag von 200 Millionen Euro könnte noch übertroffen werden. Das EEG-Volumen insgesamt liegt bei mehr als 13 Milliarden Euro - vielleicht ist es diese Relation, die den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zu dem Schluss kommen lässt, das neue Vermarktungssystem sei "mehr oder weniger kostenneutral".
Allerdings sind die Zahlen schwer zu kalkulieren. Denn die Betreiber können von Monat zu Monat neu entscheiden, wie sie ihren Strom verkaufen wollen. Stromhändler rechnen mit einer schnell steigenden Nachfrage vor allem bei Windstromanbietern, weniger bei Solarstromerzeugern. Denn deren Subvention durch die Stromverbraucher liegt in der Regel sehr weit über dem Marktpreis, so dass es selbst unter günstigen Marktbedingungen schwerfallen dürfte, ein Zusatzgeschäft zu machen. Tatsächlich ist die Menge des für Januar für die Marktprämie angemeldete Photovoltaikstroms mit 59 Megawatt sehr gering.