Niedrigere Eintrittshürde : Debeka-Chef will private Krankenversicherung ausweiten
- Aktualisiert am
Uwe Laue auf dem Dach der Debeka-Zentrale in Koblenz. Bild: dpa
Wie attraktiv ist die private Krankenversicherung? Deutschlands oberster Lobbyist fordert, dass die Pflichtgrenze von 52.200 Euro deutlich sinkt - und er dadurch mehr Kunden kriegt.
Kürzere Wartezeiten, schnellerer Termin: Wer in Deutschland privat krankenversichert ist, wird beim Arzt häufig bevorzugt bedient. Deswegen galt und gilt die private Krankenversicherung vielen als nicht unattraktiv. Ganz so eindringlich wünschen sich viele gesetzlich Versicherte aber heute nicht mehr, zu wechseln, wie das noch vor zehn Jahren der Fall war. Sie wissen - Stichwort Bürgerversicherung - nicht, was einmal aus den privaten Krankenversicherungen werden wird. Und sie fragen sich mitunter auch, ob nicht irgendwann weniger jungen Menschen nachkommen und sie selbst im Alter dann plötzlich hohe Beiträge zahlen müssen.
Derzeit kann sich privat krankenversichern lassen, wer selbständig ist, verbeamtet oder mehr als 52.200 Euro im Jahr verdient. Der Chef des großen Versicherers Debeka will diese potentielle Kundengruppe vergrößern. Und zwar, indem die Pflichtgrenze - so heißt das minimale Einkommen, ab dem man sich privat krankenversichern lassen kann - sinkt. Auf wie viel genau, hat Uwe Laue gegenüber dem „Handelsblatt“ zwar nicht gesagt. Auf eine entsprechende Frage antwortete er allerdings: „Das muss der Gesetzgeber entscheiden. Heute liegt das Durchschnittseinkommen für Vollzeit-Arbeitnehmer über 40.000 Euro im Jahr.“
Laue, der zugleich den PKV-Verband führt und damit der oberste Lobbyist der Branchen in Deutschland ist, forderte zugleich, unbedingt am dualen deutschen Gesundheitssystem festzuhalten. „Ich bin fest davon überzeugt, dass das duale System aus privater und gesetzlicher Versicherung das Gesundheitssystem insgesamt besser gemacht hat, als es ohne diesen Systemwettbewerb wäre“, sagte er.
Eine Bürgerversicherung, wie sie SPD, Grüne und Linke fordern, werde die Qualität der Versorgung verschlechtern, sagt er voraus. Und nennt Zahlen: Müssten die Ärzte auf die höheren Honorare verzichten, die sich mit den privaten Krankenversicherungen abrechnen können, würden „in kürzester Zeit“ 30.000 Arztpraxen geschlossen. „Das wäre bei rund 140.000 Praxen ein gewaltiger Einbruch.“