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Landwirtschaft : Milchbauern fürchten das Moor

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Das Große Moor nordöstlich von Gifhorn in Niedersachsen Bild: dpa

In Niedersachsen sollen Äcker in Moore umgewandelt werden. Die Milchbauern sind dagegen.

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          Ein geplantes Programm für den großflächigen Schutz von Mooren in Niedersachsen hat Protest von Landwirten provoziert. Sie sehen laut einer Meldung des Bauernverbandes Landvolk „Hunderte von Milchviehbetrieben“ gefährdet. Denn die Hälfte ihrer Milch gewännen sie durch die Verfütterung von Heu und Grassilage, erläuterte der Verband auf Anfrage. Würden, wie geplant, jedoch Moorflächen renaturiert – das heißt, wieder vernässt oder der landwirtschaftlichen Nutzung teils entzogen –, gingen die Heu- und Gras-Ernten rapide zurück. Der Plan der rot-grünen Landesregierung werde somit „massive Auswirkungen“ haben, die man jedoch „jetzt nur erahnen kann“, sagte der Geschäftsführer des Landvolks Jörn Dwehus am Freitag dieser Zeitung. Grünfutter ließe sich nicht durch Import weitaus teurer Heu-Pallets ersetzen.

          Das Programm „Niedersächsische Moorlandschaften“ betrifft nach Angaben der Landwirte Flächen von „bis zu 100.000 Hektar“. Das wäre ein Siebtel des Grünlandes im Bundesland. Das sei eine Schätzung, die auf Basis einer Karte, die das Agrar- und das Umweltministerium am Donnerstag in Hannover vorgestellt hatten, gemacht worden sei. Hierauf waren Hoch- und Niedermoorflächen schraffiert. Sie liegen vor allem im Nordwesten und Norden des Landes, in den landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen wie Wesermarsch, Oldenburg oder Weser-Ems. Das Agrarministerium widersprach der Zahl nicht und gab an, ein Großteil der Fläche seien schon geschützte Moore. Weil auch der Torfabbau gedrosselt würde, bliebe Landwirten aber andererseits mehr Grünfläche erhalten.

          Teufelsmoor bei Worpswede
          Teufelsmoor bei Worpswede : Bild: dpa

          Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) begründet seine Moorpolitik vor allem mit dem Klimaschutz. Der Schutzplan sei ein guter „Kompromiss zwischen den Anforderungen des Klima- und Naturschutzes sowie dem Bestand einer bäuerlichen Milchviehhaltung“, sagte er auf Anfrage. Moore sind Kohlenstoffspeicher; werden sie als Ackerböden genutzt, wird Kohlenstoff freigesetzt. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie – neben der Nutzung für die Torfgewinnung – mehr und mehr trocken gelegt und in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt.

          Seit den 1980er Jahren gewannen umwelt- und klimaschutzpolitische Überlegungen an Gewicht. Seitdem wurden Tausende Hektar Moor vom Staat, gefördert auch von der Bundesstiftung Umwelt, gekauft und vernässt. Am Donnerstag stellte die Regierung neue Pläne vor. Demnach sollen in den kommenden Jahren bis zu 110 Millionen Euro auch für Flächenkäufe ausgegeben werden, teils Fördermittel der EU.

          Agrarminister Meyer könnte damit in Widerspruch zu seinem Ziel der Agrarwende geraten. Er will bäuerliche Betriebe unterstützen. Gerade solche sind viele der Milchbauern in der Wesermarsch.

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