Lebensmittel : Amerika genehmigt gentechnisch veränderten Lachs
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Lachsfilet aus der Zucht: Das Bild zeigt einen herkömmlich gewachsenen Lachs. Bild: dpa
Zum ersten Mal überhaupt hat die amerikanische Lebensmittelbehörde ein gentechnisch verändertes Tierprodukt zum Verzehr freigegeben. Eine spezielle Kennzeichnung sei nicht nötig.
Die amerikanische Zulassungsbehörde für Lebensmittel und Medikamente FDA (Food and Drug Administration) hat zum ersten Mal überhaupt ein genetisch verändertes Tier für den menschlichen Verzehr zugelassen: Einen Lachs. Das teilte die Behörde jetzt mit. Die DNA des Fisches wurde so verändert, dass er schneller wächst und weniger frisst als seine wilderen Artgenossen.
Der Lachs hat den Markennamen AquaAdvantage Salmon. Seine Genehmigung hat mehr als eine Dekade beansprucht. Der Fisch, der wachstumsfördernde Gene von zwei anderen Fischen in sich trägt, wird in so genannten Aquakulturen groß. Die Firma hinter dem genetisch veränderten Lachs, Aqua Bounty Technologies, betont naturgemäß die Vorteile der Entwicklung: Weil das Tier so schnell groß werde – in 18 bis 24 Monaten statt in den üblichen 30 Monaten, sei er nicht nur billiger in der Produktion, die Aquafarmen, die ihn produzierten, hätten weniger schädlichen Einfluss auf die Umwelt. Die Lachse wachsen in großen Tanks an Land und nicht wie üblich in Gewässern.
Keine spezielle Kennzeichnung auf der Verpackung
Offen ist nach der Genehmigung für den menschlichen Verzehr, wie schnell der Lachs auf den Teller kommt. Experten schätzen, Aqua Bounty werde Monate brauchen, um die Produktion auszuweiten. Das Unternehmen will offenbar aber auch Fischeier an andere Fischfarmen verkaufen. Womöglich würde es allerdings auch kein Konsument merken, dass er genetisch veränderten Lachs isst. Die FDA verpflichtet die Firmen, die den neuen Lachs verkaufen wollen, nicht zur Angabe, dass das Lebensmittel genetisch verändert ist.
Aqua Bounty hatte die Technologie zur Entwicklung des schnell wachsenden Lachses in den frühen neunziger Jahren von einer kanadischen Universität erworben und 1996 die Genehmigung für den menschlichen Verzehr beantragt. Weil es sich um das erste genetisch veränderte Tier handelte, nahm sich die FDA knapp 20 Jahre Zeit für die Begutachtung.
Kritiker fürchten vor allem negative Folgen für die Umwelt und andere Fischpopulation, sollte es dem Lachs gelingen, aus der Aquakultur zu entweichen. Deshalb gab es auch im Kongress Widerstand gegen die Genehmigung von genetisch verändertem Lachs vor allem aus Bundesstaaten mit vielen Lachsfischern und Fischfarmern.
Behörde verneint negative Folgen für Gesundheit und Umwelt
FDA und der Wissenschaftliche Beirat der Behörde kamen zur Einschätzung, dass der Lachs im Verzehr genauso sicher sei wie konventioneller Lachs und dass negative Einflüsse auf die Umwelt höchst unwahrscheinlich seien. Trotzdem hat die Behörde die Genehmigung mit Auflagen versehen: Der Lachs darf zunächst nur in zwei speziellen Becken-Anlagen groß gezogen werden, eine liegt in Kanada, eine in Panama. Die Anlagen werden nach Ankündigung der FDA regelmäßig inspiziert. Aqua Bounty wird ferner verpflichtet, physische Barrieren zu errichten, die verhindern, dass Fische oder Eier in Freie gelangen. Erst in einer zweiten Stufe darf das Unternehmen sich dann Becken-Anlagen in den Vereinigten Staaten genehmigen lassen. Allerdings wäre selbst ein Entweichen des Lachses in die freie Natur vermutlich nicht so problematisch: Das Tier ist steril. Es kann sich nicht vermehren.
Der Erfolg des Lachs-Projekts hängt von der Kundschaft und der Konkurrenz ab: Wenn Aqua Bounty auch nicht angeben muss, dass der Lachs genetisch verändert ist, könnte die Konkurrenz auf ihre Verpackungen schreiben, dass ihr Fisch nicht genetisch manipuliert ist. Die zweite Frage ist, ob der Genlachs schmeckt. Das schnelle Wachstum könnte den Fisch weniger schmackhaft machen. Aqua Bounty sagt dagegen, in Blindtests habe ihr Lachs besonders gut abgeschnitten.