
Koalitionsverhandlungen : Frauenquote erschreckt Konzerne nicht
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Jeder dritte Aufsichtsrat eine Frau - die deutschen Konzerne dürften kaum über dieses schwarz-rote Vorhaben jammern. Viele haben die Quote längst erfüllt. In den Vorständen sieht das ganz anders aus.
Eine Frauenquote von 30 Prozent in den Aufsichtsräten: Was die Großkoalitionäre als großen Erfolg und wegweisendes Signal feiern, dürfte die wenigsten Dax-Konzerne in Angst und Schrecken versetzen. Nach dem seit Jahren währenden politischen Gerangel um eine gesetzliche Frauenquote haben viele Unternehmen ohnehin schon gehandelt. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der dreißig Dax-Unternehmen liegt nach einer aktuellen Erhebung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bei knapp 22 Prozent, vor einem Jahr waren es erst 19 Prozent.
Die Lücke zur vorgesehenen Quote ist also nicht mehr sehr groß. Und dieses auch deshalb, da die Quote nach den Plänen von Union und SPD erst ab dem Jahr 2016 greifen soll. Für etliche Großunternehmen hätte die Regelung ganz speziell kaum Folgen, da sie den Zielwert bereits heute übertreffen.
Spitzenreiter ist nach Angaben der DSW derzeit der Konsumgüterkonzern Henkel mit einem Frauenanteil von knapp 44 Prozent im Aufsichtsrat - und mit der einzigen Aufsichtsratsvorsitzenden Simone Bagel-Trah. Die Deutsche Telekom ist mit 35 Prozent nicht weit entfernt. Allianz und Beiersdorf kommen jeweils auf einen Frauenanteil von einem Drittel, Commerzbank, Deutsche Bank, Deutsche Post und Lufthansa auf 30 Prozent. Allein die Diskussionen über eine gesetzliche Regelung, so berichteten es Headhunter in der Vergangenheit immer wieder, hätten viele Unternehmen dazu veranlasst, gezielt nach qualifizierten Frauen für die obersten Kontrollgremien Ausschau zu halten.
Viele Frauen in Vorständen gibt es noch nicht
Doch es gibt auch etliche Unternehmen, die dem Zeitgeist nicht folgten und deren Werte heute weit unter dem Durchschnitt liegen. Das gilt allen voran für die Gesundheitskonzerne Fresenius und Fresenius Medical Care, wo keine einzige Frau in den Aufsichtsräten sitzt. Einiges zu tun hätte auch Continental, wo der Anteil 5 Prozent beträgt, Heidelberg-Cement (8,3 Prozent) und der Düngemittelkonzern K+S (12,5 Prozent).
Deutlich niedriger als in den Aufsichtsräten ist derzeit der Frauenanteil allerdings in den obersten Entscheidungsgremien, den Vorständen der Unternehmen. Nach einer im Juli veröffentlichten Erhebung der Unternehmensberatung Simon-Kucher betrug der Frauenanteil in den Dax-Vorständen zuletzt 7,4 Prozent (nach 6,3 Prozent im Vorjahr).
Was die Berater beobachteten: Nachdem von 2011 auf 2012 noch mehr als ein Viertel der Neu-Vorstände weiblich gewesen seien, habe dieser Anteil zuletzt spürbar abgenommen. Von 2012 auf 2013 waren nur noch drei der 28 Neuberufenen Frauen – ein Anteil von gerade einmal 11 Prozent.