
Flüchtlingskrise : Grenzkosten
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Auch mit unkontrollierter massenhafter Zuwanderung sind Wohlfahrtsverluste verbunden. Das sollten die Kammern nicht einfach ausblenden.
Wirtschaftsverbände verbreiten erste Kostenschätzungen, um ihren Warnungen vor der Wiedereinführung von Personenkontrollen an deutschen Grenzen Nachdruck zu verleihen. Längere Abfertigungszeiten behinderten Pendler und Lastwagen, verlängerten Fahrzeiten und gefährdeten das ausgeklügelte arbeitsteilige System der Unternehmen, die größere Lager aufbauen müssten. Auf einen Anstieg der Außenhandelskosten um 10 Milliarden Euro (0,4 Prozent) im Jahr kommen die Kammern. Weil diese Summe beherrschbar erscheint, fügt ihr Geschäftsführer hinzu, dass die Zeche am Ende viel größer sein werde und „wir Abstriche machen müssen vom Wohlstand, den wir gewöhnt sind“.
Das Eintreten für offene Grenzen in allen Ehren, doch sollten die Verbände der Versuchung widerstehen, wichtige Fakten auszublenden. Auch mit unkontrollierter massenhafter Zuwanderung sind Wohlfahrtsverluste verbunden. Hält der Strom an, werden die Unternehmen an der Integrationsrechnung über höhere Steuern beteiligt. Verfestigt sich der Eindruck, die Politik habe die Lage nicht im Griff, wird das ebenfalls ökonomische Folgen haben. Grenzkontrollen könnten da auch für die Wirtschaft letztlich das kleinere Übel sein.