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Ehemaliger IWF-Chef : Spekulationen über Komplott gegen Strauss-Kahn

  • -Aktualisiert am
Dominique Strauss-Kahn

Dominique Strauss-Kahn Bild: AFP

Nach dem Bericht eines amerikanischen Enthüllungsreporters könnte der ehemalige Chef des IWF Opfer eines Komplotts geworden sein.

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          Die Geschichte um den Sex-Skandal in einem New Yorker Hotel, der Mitte Mai die Hoffnungen von Dominique Strauss-Kahn auf die französische Präsidentschaft zunichte machte, bekommt möglicherweise einen neuen Dreh. Nach einem Bericht des amerikanischen Enthüllungsreporters Edward Epstein könnte der ehemalige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) Opfer eines Komplotts geworden sein. Der Bericht wirft Fragen nach einem möglicherweise von Computerhackern entschlüsselten Mobiltelefons von Strauss-Kahn auf. Zudem ist von seltsamem Verhalten von Angestellten im Hotel Sofitel die Rede, das der Schauplatz der Affäre war.

          Norbert Kuls
          Freier Autor in der Wirtschaft.

          Strauss-Kahn war im Mai wegen der versuchten Vergewaltigung eines Zimmermädchens im Sofitel in der Nähe des Times Square angeklagt worden. Das Strafverfahren gegen ihn wurde im August aber wieder eingestellt, weil die Staatsanwaltschaft Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens hegte. Es ist allerdings unumstritten, dass die beiden sexuellen Kontakt hatten. Nach Darstellung von Strauss-Kahn handelte es sich um einvernehmlichen Sex. Das Zimmermädchen, Nafissatou Diallo, hält ihre Vergewaltigungsvorwürfe in einem zivilrechtlichen Verfahren weiter aufrecht.

          Nach dem Bericht von Epstein, der in einer gekürzten Fassung in der „Financial Times“ publiziert wurde, ist ein vom Währungsfonds zu Verfügung gestelltes Blackberry-Mobiltelefon von Strauss-Kahn kurz vor seiner Verhaftung spurlos verschwunden. Strauss-Kahn sei zuvor von einer Freundin in Paris gewarnt worden, dass mindestens eine von diesem Telefon gesendete private E-Mail in den Büros der UMP aufgetaucht sei. Die konservative UMP ist die Partei des derzeitigen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, gegen den der Sozialist Strauss-Kahn kandidieren wollte. Strauss-Kahn sei zuvor auch gewarnt worden, dass es Anstrengungen politischer Gegner gebe, ihn mit einem Skandal bloßzustellen.

          Erst nach 90 Minuten die Polizei gerufen

          Nach dem Bericht, der sich unter anderem auf Informationen aus Gerichtsdokumenten stützt, haben Mitarbeiter des Sofitel erst 90 Minuten nach dem Zusammentreffen von Strauss-Kahn mit Diallo die Polizei gerufen. Vor dem Eintreffen der Polizei hätten sich der Chefingenieur des Hotels und ein weiterer Mitarbeiter, der zuvor in Begleitung von Diallo zu sehen war, abgeklatscht und einen dreiminütigen „Freudentanz“ aufgeführt. Das gehe aus sichergestellten Filmen von Überwachungskameras hervor. Die Sofitel-Gruppe dementierte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass es sich um einen „Freudentanz“ gehandelt habe. Die Angelegenheit habe nur 8 Sekunden gedauert und die beiden Angestellten hätten jeglichen Zusammenhang mit Strauss-Kahn kategorisch abgestritten.

          Eine weitere offene Frage ist die Identität des Hotelgastes im Nachbarzimmer der Präsidentensuite, in der Strauss-Kahn abgestiegen war. Sofitel gibt diese Informationen aus Datenschutzgründen nicht preis. Diallo hatte das Zimmer vor und nach ihrem Eintritt in die Suite von Strauss-Kahn betreten, wie aus Aufzeichnungen ihres elektronischen Kartenschlüssels hervorgeht. In ihrer Aussage vor einem Geschworenengericht unter Eid hatte sie den letzten Besuch aber unterschlagen. Das führte zu den Zweifeln der Staatsanwaltschaft an ihrer Glaubwürdigkeit.

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