Bank für Internationalen Zahlungsausgleich : Die diskrete Superbank
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Das BIZ-Haus in Basel Bild: REUTERS
In Basel sitzt die mächtigste unbekannte Bank der Welt. Hier wird beschlossen, wonach sich jede Bank richten muss. Hier sprechen Notenbank-Präsidenten über die Dummheit von Finanzministern, aber auch über Dinge, die die Finanzmärkte der Welt bewegen.
Wer daran zweifelt, dass eine unbekannte Bank in Basel zu den mächtigsten Institutionen der Welt gehört, der sollte sich mit Jean-Claude Trichet unterhalten. Von 2003 bis 2011 war Trichet Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), acht Jahre lang, inklusive Finanzkrise. Wenn man ihn fragt, wozu diese Bank in Basel namens Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) eigentlich gut ist, dann wird er pathetisch. „Die regelmäßigen Treffen in der BIZ haben den Grund bereitet für die schnellen Entscheidungen, die wir nach der Lehman-Pleite getroffen haben“, sagt er. „Ohne das Global Economy Meeting in Basel, dem ich vorstehen durfte, wäre unsere Reaktion auf die Finanzkrise viel unkoordinierter und chaotischer gewesen.“
Mit „uns“ meint Trichet einige der mächtigsten Männer der Welt: die Präsidenten der wichtigen Zentralbanken. Ihnen gehört die BIZ, hier treffen sie sich. Alle zwei Monate fliegen 17 Männer sonntags in Zürich ein. Sie lassen sich am Flughafen mit dunklen Limousinen abholen und fahren zur BIZ, deren spektakulär hässlicher Turm gleich neben dem Basler Hauptbahnhof steht. Unter ihnen sind heutzutage Mario Draghi von der Europäischen Zentralbank und Jens Weidmann von der Bundesbank ebenso wie Ben Bernanke oder künftig Janet Yellen von der amerikanischen Federal Reserve. Dazu kommen die Präsidenten der Notenbanken weiterer Industrienationen plus die von Brasilien und Indien und der BIZ-Chef. Sie bereiten am Sonntagabend das vor, was am nächsten Morgen stattfindet: das Global Economy Meeting, ein Treffen der 31 wichtigsten Notenbanker der Welt. Das ist die Zusammenkunft, die Trichet so lobt.
Wichtiger ist aber der Vorabend. Nach den Vorbereitungen gibt es ein Abendessen mit bestem Wein und exquisiter Küche. Alles, was hier gesagt wird, ist strikt geheim zu halten. Hier sprechen Notenbank-Präsidenten über Wein und die Dummheit von Finanzministern, aber auch über Dinge, die die Finanzmärkte der Welt bewegen. Welche unkonventionellen Maßnahmen verwendet ihr in dieser Krise? Was spricht dagegen? Was dafür? Wo baut sich vielleicht gerade die nächste Krise auf?
In Basel werden die Regeln für die Banken der Welt gemacht
Wenn es einen Ort gibt, an dem Notenbanker sich halbwegs ehrlich über die Risiken ihrer Geldpolitik austauschen können, dann liegt er in Basel. „Kein Notenbanker würde davon träumen, ein Treffen in der BIZ zu verpassen“, sagt William White, einst Chef-Ökonom der BIZ und davor als Vize der kanadischen Notenbank oft bei den Treffen als Kofferträger dabei. Es ist wichtig dabei zu sein - und nett ist es außerdem. Der einstige Fed-Chef Paul Volcker sagt in dem jüngst erschienenen Buch „Tower of Basel“: „Die Zentralbanker fühlen sich wohler und entspannter mit ihren Kollegen aus anderen Zentralbanken als mit ihren eigenen Regierungen.“
Doch es sind nicht nur diese Treffen, die die BIZ zu einem Ort machen, an dem Wesentliches geschieht. In Basel werden auch die Regeln für die Banken der Welt gemacht - dafür reisen Vertreter der Aufsichtsbehörden aus aller Welt an. Die mächtige neue Banken-Regulierung trägt den Namen Basel III, schließlich ist sie in Basel entstanden. Zudem ist die BIZ Gastgeberin für das nach der Finanzkrise sehr mächtig gewordene Financial Stability Board. Es untersucht, welche Gefahren dem Finanzsystem der Welt drohen. Es entwickelt Vorschläge, um Derivate zu regulieren oder das Problem zu lösen, dass Banken zu groß sind, um pleitezugehen. Und nicht zuletzt hat die BIZ eine große Forschungsabteilung.