https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/bank-fuer-internationalen-zahlungsausgleich-die-diskrete-superbank-12722457.html

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich : Die diskrete Superbank

  • -Aktualisiert am

Das BIZ-Haus in Basel Bild: REUTERS

In Basel sitzt die mächtigste unbekannte Bank der Welt. Hier wird beschlossen, wonach sich jede Bank richten muss. Hier sprechen Notenbank-Präsidenten über die Dummheit von Finanzministern, aber auch über Dinge, die die Finanzmärkte der Welt bewegen.

          6 Min.

          Wer daran zweifelt, dass eine unbekannte Bank in Basel zu den mächtigsten Institutionen der Welt gehört, der sollte sich mit Jean-Claude Trichet unterhalten. Von 2003 bis 2011 war Trichet Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), acht Jahre lang, inklusive Finanzkrise. Wenn man ihn fragt, wozu diese Bank in Basel namens Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) eigentlich gut ist, dann wird er pathetisch. „Die regelmäßigen Treffen in der BIZ haben den Grund bereitet für die schnellen Entscheidungen, die wir nach der Lehman-Pleite getroffen haben“, sagt er. „Ohne das Global Economy Meeting in Basel, dem ich vorstehen durfte, wäre unsere Reaktion auf die Finanzkrise viel unkoordinierter und chaotischer gewesen.“

          Mit „uns“ meint Trichet einige der mächtigsten Männer der Welt: die Präsidenten der wichtigen Zentralbanken. Ihnen gehört die BIZ, hier treffen sie sich. Alle zwei Monate fliegen 17 Männer sonntags in Zürich ein. Sie lassen sich am Flughafen mit dunklen Limousinen abholen und fahren zur BIZ, deren spektakulär hässlicher Turm gleich neben dem Basler Hauptbahnhof steht. Unter ihnen sind heutzutage Mario Draghi von der Europäischen Zentralbank und Jens Weidmann von der Bundesbank ebenso wie Ben Bernanke oder künftig Janet Yellen von der amerikanischen Federal Reserve. Dazu kommen die Präsidenten der Notenbanken weiterer Industrienationen plus die von Brasilien und Indien und der BIZ-Chef. Sie bereiten am Sonntagabend das vor, was am nächsten Morgen stattfindet: das Global Economy Meeting, ein Treffen der 31 wichtigsten Notenbanker der Welt. Das ist die Zusammenkunft, die Trichet so lobt.

          Wichtiger ist aber der Vorabend. Nach den Vorbereitungen gibt es ein Abendessen mit bestem Wein und exquisiter Küche. Alles, was hier gesagt wird, ist strikt geheim zu halten. Hier sprechen Notenbank-Präsidenten über Wein und die Dummheit von Finanzministern, aber auch über Dinge, die die Finanzmärkte der Welt bewegen. Welche unkonventionellen Maßnahmen verwendet ihr in dieser Krise? Was spricht dagegen? Was dafür? Wo baut sich vielleicht gerade die nächste Krise auf?

          In Basel werden die Regeln für die Banken der Welt gemacht

          Wenn es einen Ort gibt, an dem Notenbanker sich halbwegs ehrlich über die Risiken ihrer Geldpolitik austauschen können, dann liegt er in Basel. „Kein Notenbanker würde davon träumen, ein Treffen in der BIZ zu verpassen“, sagt William White, einst Chef-Ökonom der BIZ und davor als Vize der kanadischen Notenbank oft bei den Treffen als Kofferträger dabei. Es ist wichtig dabei zu sein - und nett ist es außerdem. Der einstige Fed-Chef Paul Volcker sagt in dem jüngst erschienenen Buch „Tower of Basel“: „Die Zentralbanker fühlen sich wohler und entspannter mit ihren Kollegen aus anderen Zentralbanken als mit ihren eigenen Regierungen.“

          Doch es sind nicht nur diese Treffen, die die BIZ zu einem Ort machen, an dem Wesentliches geschieht. In Basel werden auch die Regeln für die Banken der Welt gemacht - dafür reisen Vertreter der Aufsichtsbehörden aus aller Welt an. Die mächtige neue Banken-Regulierung trägt den Namen Basel III, schließlich ist sie in Basel entstanden. Zudem ist die BIZ Gastgeberin für das nach der Finanzkrise sehr mächtig gewordene Financial Stability Board. Es untersucht, welche Gefahren dem Finanzsystem der Welt drohen. Es entwickelt Vorschläge, um Derivate zu regulieren oder das Problem zu lösen, dass Banken zu groß sind, um pleitezugehen. Und nicht zuletzt hat die BIZ eine große Forschungsabteilung.

          Weitere Themen

          Ampel-Koalition einigt sich auf Vorgaben Video-Seite öffnen

          Neue Heizungen : Ampel-Koalition einigt sich auf Vorgaben

          Die Ampel-Parteien haben sich im Streit um Vorgaben für neue Heizungen geeinigt: Der Einbau von Gas- und Ölheizungen wird laut einem Entwurf ab kommendem Jahr nur noch in Ausnahmefällen möglich sein. Neue Pflichten zum Austauschen alter Anlagen gibt es allerdings nicht.

          Topmeldungen

          Nachfolger von Nagelsmann : Passt Thomas Tuchel zum FC Bayern?

          Mainz, Dortmund, Paris, London – und nun: München. Aber ist der FC Bayern wirklich der richtige Klub, um konstant das Beste aus Thomas Tuchel herauszuholen? Eine Analyse in vier Kapiteln – mit Aussagen derer, die mit ihm arbeiteten.
          René Obermann, 60, war von 2006 bis 2013 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. Heute ist er Aufsichtsratschef von Airbus und mitverantwortlich für das Europageschäft der Private-Equity-Gesellschaft Warburg Pincus.

          René Obermann im Gespräch : „Wir dürfen nicht naiv sein“

          Der frühere Telekom-Chef René Obermann arbeitet heute für einen Finanzinvestor. Im Interview spricht er über die Gefahren der Künstlichen Intelligenz, den Umgang mit China – und die Fragilität der Börsen.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.