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Anti-Wall-Street-Demo : „Wie viel Geld brauchen Sie, Herr Murdoch?“

Ein Demonstrant fegt

Ein Demonstrant fegt Bild: REUTERS

Die Anti-Wall-Street-Demonstranten weiten ihren Aktionsradius aus: Sie marschieren direkt vor die Haustür reicher New Yorker.

          3 Min.

          Rupert Murdoch hat offenbar wenig Sympathien für die Anti-Wall-Street-Demonstranten in New York. Die zu seinem Medienkonzern News Corp. gehörende Boulevardzeitung „New York Post“ stellt die Protestbewegung „Occupy Wall Street“ („Besetzt Wall Street“) als eine Art Mob von Herumlungerern dar. Genüsslich wird in dem konservativen Blatt über Menschen geschrieben, die nur deshalb zum Zentrum der Proteste am Zuccotti Park in der Nähe der New Yorker Börse kommen, weil es hier kostenloses Essen gibt. Oder von anderen, die Sex auf offener Straße haben. Oder darüber, wie leicht man am Zuccotti Park an Marihuana oder Heroin herankommen kann.

          Roland Lindner
          Wirtschaftskorrespondent in New York.

          Am Dienstag findet sich Murdoch auf einmal selbst im Visier. Die Demonstranten eröffnen einen neuen Schauplatz in Murdochs Wohnviertel an der noblen Upper East Side. Sie veranstalten einen „Millionärsmarsch“ zu den Häusern prominenter reicher New Yorker und beschränken sich dabei nicht nur auf Namen aus der Finanzindustrie, die bislang Schwerpunkt der Proteste war. Neben Murdoch stehen auf dem Programm der Protest-Tour: David Koch, Miteigentümer des Mischkonzerns Koch Industries und einer der reichsten Menschen der Stadt; John Paulson, Hedge-Fonds-Manager, der vor ein paar Jahren mit seiner Wette auf fallende Häuserpreise zum Multimilliardär wurde; Jamie Dimon, der Vorstandsvorsitzende der Großbank J.P. Morgan Chase; Finanz- und Immobilienunternehmer Howard Milstein. Zum ersten Mal richten die Demonstranten damit ihren Unmut auf konkrete Personen.

          Lager des Protests in New York Bilderstrecke
          Lager des Protests in New York :

          Die Demonstranten treffen sich mittags an der südöstlichen Ecke des Central Parks zu einer Kundgebung. Eine von ihnen ist Jane, die ein Plakat mit der Aufschrift „Ihr gierigen Ratten“ hochhält. „Das ist eine Bewegung für alle und nicht nur was für Hippies“, sagt die New Yorker Rentnerin, die ihren Nachnamen nicht preisgeben will. Jane stört sich nicht grundsätzlich an hohen Einkommen, sie habe selbst früher mit ihrer eigenen Werbefirma nicht schlecht verdient. Aber sie regt sich über Unverhältnismäßigkeit auf: „Krankenschwestern und Lehrern müssen mit immer weniger Geld auskommen, und auf der anderen Seite werden dem Typen von Hewlett-Packard die Millionen hinterhergeworfen“, sagt sie in Anspielung auf das Abfindungspaket, das der entlassene Léo Apotheker bei HP kürzlich bekommen hat.

          Jonathan Westin, einer der Organisatoren des „Millionärsmarsches“ rechnet nicht allen Ernstes damit, dass sich jemand der ins Visier genommenen Reichen zeigen wird. „Ich werde bestimmt nicht meine Luft dafür anhalten. Aber ich hoffe doch, dass unsere Botschaft ankommt.“ Erste Station der Demonstranten ist das Haus mit der Nummer 834 an der Fifth Avenue, wo Rupert Murdoch wohnt. Er hat sich hier 2004 ein dreistöckiges Penthouse für 44 Millionen Dollar gekauft. Die Demonstranten bleiben rund zehn Minuten vor dem Haus stehen und skandieren „We are the 99 percent“ - „Wir sind die 99 Prozent“, mittlerweile so etwas wie der inoffizielle Schlachtruf von „Occupy Wall Street“. Damit soll die Botschaft vermittelt werden, dass der Wohlstand einer kleinen Gruppe von einem Prozent der Amerikaner zu Lasten der großen Mehrheit der Bevölkerung geht. Von Rupert Murdoch selbst ist erwartungsgemäß weit und breit keine Spur. Laurie Birmingham, eine der Demonstrantinnen, sagt, sie hätte ihm gerne eine Frage gestellt: „Wieviel Geld brauchen Sie eigentlich, Herr Murdoch?“.

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