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Al-Wazir über Pegida : Hessen fordert Sprachkurse für Flüchtlinge

  • Aktualisiert am

Hessens Führungsspitze: Tarek Al-Wazir (l.) und Ministerpräsident Volker Bouffier. Bild: dpa

Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien und dem Irak sollen schnell Deutsch lernen, wenn sie hierher kommen, sagt der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Auch das Handwerk wirbt für sie.

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          Der stellvertretende hessische Ministerpräsident Tarek Al-Wazir (Grüne) hat sich vor dem Hintergrund der Dresdener Pegida-Demonstrationen dafür ausgesprochen, Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien oder dem Irak in Deutschland besser zu integrieren. „Ein erster Schritt wäre sicher, dass jeder von ihnen von Anfang an Anspruch auf einen Sprachkurs bekommt“, sagte Al-Wazir der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: „Das nutzt letztlich auch unserem Land. Denn wenn man sich die Lage in Syrien und im Irak anschaut, weiß man: Die meisten werden bleiben.“

          Die Dresdener Demonstrationen bezeichnete Al-Wazir, der zugleich hessischer Wirtschaftsminister ist, als einen „Aufstand der Zukurzgekommenen und Angstbeladenen“, der auch auf eine „konsequente Entbürgerlichung“ in Ostdeutschland zurückzuführen sei. Menschen aus anderen Ländern würden sich nun überlegen, ob sie nach Sachsen gehen. „Für die wirtschaftliche Entwicklung der ostdeutschen Länder ist das eine Katastrophe“, fügte Al-Wazir hinzu. Die Sachsen müssten wissen, dass ihr Landeshaushalt auch in Ländern mit hohem Zuwanderer-Anteil erarbeitet werde, etwa in Hessen.

          Handwerk will Bleiberecht für Azubis

          Der Grünen-Politiker sprach sich in dem Interview auch für ein Punktesystem zur Einwanderung aus, wie es von der AfD gefordert wird. „Das ist ja keine AfD-Idee“, sagte er. „Ich finde, darüber kann man reden. Aber nicht, um das Asylrecht abzuschaffen. Sondern um unser Land für Einwanderer attraktiver zu machen.“ Von den Deutschen selbst forderte Al-Wazir bessere Englischkenntnisse. „Da haben wir zum Teil eine verquere Wahrnehmung“, sagte er. „Manche Leute machen sich bei Zuwanderern über kleinste Sprach-Fehler lustig. Reden sie selbst Englisch, denkt man: Wenn sie das nur annähernd so gut könnten!“

          In Dresden hatten am Montag abermals rund 17.500 Menschen gegen eine angebliche „Islamisierung des Abendlands“ protestiert und dabei auch Weihnachtslieder gesungen. In zahlreichen anderen Städten kam es zu Gegendemonstrationen. Für den kommenden Montag ist die Veranstaltung in Dresden abgesagt.

          Derweil hat sich Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer dafür ausgesprochen, ein begrenztes Bleiberecht für junge Flüchtlinge einzurichten, die eine Ausbildung absolvieren wollen. „Unter den Flüchtlingen sind sehr viele mit guter Schulbildung, zum Beispiel aus dem Irak und Syrien, und viele, die großes praktisches Geschick haben“, sagte Wollseifer der „Rheinischen Post“.

          Viele Handwerksbetriebe könnten schon jetzt Lehrlings-Plätze nicht besetzen und würden gerne Zuwanderer nehmen. „Wenn wir einen jungen Flüchtling ausbilden, muss aber auch klar sein, dass er über die gesamte Lehrzeit in Deutschland bleiben darf“, sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). „Hier ist die Politik gefordert, denn unsere Betriebe brauchen Planungssicherheit.“ Die jungen Leute müssten dann rasch Deutschkurse besuchen, um in Betrieb und Berufsschule mithalten zu können.

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