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Wirtschaftsbücher : Der Wirecard-Fall aus erster Hand

Es hat eine Weile gedauert, aber das Warten hat sich gelohnt. Der britische Investigativjournalist Dan McCrum hat ein Buch darüber geschrieben, wie er den Wirecard-Skandal enthüllt hat.

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          An dem Tag, an dem der Wirecard-Konzern mangels Testat keine Bilanz vorlegen konnte, saß Dan McCrum in seiner Wohnung in St. Albans und fühlte sich wie ein Fußballspieler, der bei der Weltmeisterschaft ein Tor geschossen hat. „Ich platzte in die Küche, rannte herum und jubelte“, schreibt der für die Londoner „Financial Times“ (FT) arbeitende Journalist. Seiner fragenden Tochter antwortete er: „Die bösen Jungs kommen ins Gefängnis.“

          Henning Peitsmeier
          Wirtschaftskorrespondent in München.

          So persönlich wie der Moment, als er nach fünfjähriger Recherche zu den Machenschaften im damaligen Technologieunternehmen endlich recht behalten sollte, ist vieles in dem wohl glaubhaftesten, bisher erschienenen Wirecard-Buch. Es hat eine Weile gedauert, aber das Warten hat sich gelohnt. Zuvor haben schon einige Journalisten, darunter Melanie Bergermann und Volker ter Haseborg („Die Wirecard-Story“) sowie Felix Holtermann („Geniale Betrüger“), ihre Sicht auf den Zahlungsdienstleister und seine zwielichtigen Manager in Buchform geschildert – und mit Jörn Leogrande („Bad Company“) tat dies sogar ein ehemaliger Wirecard-Mitarbeiter. Aber niemand kommt an Dan McCrums „House of Wirecard“ heran. Er ist derjenige, der früh auf der richtigen Fährte war und zum Gegenspieler des damaligen Wirecard-Chefs Markus Braun und seinem Partner Jan Marsalek aufstieg. Das Buch ist also nicht nur die detailliert aufgearbeitete Geschichte vom Aufstieg und Fall des Dax-Konzerns im Münchner Vorort Aschheim, es ist auch die Geschichte eines 43 Jahre alten britischen Reporters, der mithilfe von Whistleblowern und Kollegen beharrlich recherchiert hat – und dabei befürchten musste, selbst Job und Existenzgrundlage zu verlieren. „Mehr als einmal glaubte ich, meine Karriere sei zu Ende“, schreibt McCrum im Vorwort zur deutschen Ausgabe.

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