Wirecard-Skandal : „Schallende Ohrfeige für EY“
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Wirtschaftsprüfer EY: Mehr als zehn Jahre habe die Gesellschaft die Bilanzen testiert. Bild: EPA
Der Bericht des Sonderermittlers zu Wirecard wirft laut SPD kein gutes Licht auf die Wirtschaftsprüfer EY. Mehr als zehn Jahre habe die Gesellschaft die Bilanzen testiert.
Für die SPD ist der Fall Wirecard ein Wirtschaftsprüfer-Skandal. Der Bericht von Sonderermittler Martin Wambach sei eine schallende Ohrfeige für die Wirtschaftsprüfer EY, sagte ihr Obmann im Untersuchungsausschuss, Jens Zimmermann, am Dienstag in Berlin. Mehr als zehn Jahre habe die Gesellschaft die Bilanzen testiert. Wenn am Ende 1,9 Milliarden Euro in den Büchern fehlten, könne bei der Prüfung nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein. Jedes der elf Fazite des Berichtes betone erhebliche Mängel. Es werde eine grundsätzlich fehlende kritische Grundhaltung bestätigt.
Die ordnungsgemäße Befolgung von Prüfstandards – insbesondere zu den Banksaldenbestätigungen – werde angezweifelt. Kritik hagelte es seitens der Ermittlungsbeauftragten insbesondere beim Umgang mit dem Drittparteien-Geschäft von Wirecard. Trotz seiner Bedeutung habe EY lediglich Bestätigungen vom Treuhänder verlangt, um ein Drittel des angeblichen Konzernvermögens zu belegen. Man habe sich Dokumente vorlegen lassen, die offensichtlich gefälscht und rückdatiert gewesen seien. „Das ist mehr als besorgniserregend“, kritisierte er.
Die SPD-Abgeordnete Cansel Kiziltepe warf Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vor, Reformen bei der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas blockiert zu haben. Jetzt stemme sich die Union gegen strenge Haftungsregeln für Wirtschaftsprüfer, kritisierte die Politikerin. „Die Lobby ist mit voller Kraft am Werk und findet viele offene Türen bei unserem Koalitionspartner.“ Im späteren Verlauf des Tages war Wirtschaftsminister Altmaier im Untersuchungsausschuss als Zeuge geladen. Der Bericht des Sonderermittlers ist als geheim eingestuft. Der FDP-Politiker Florian Toncar äußerte die Hoffnung, dass er zumindest in Teilen später freigegeben wird. Es folgen bis Ende der Woche die Befragungen von Finanzstaatssekretär Jörg Kukies, Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Kukies und Scholz müssen sich auf Fragen zur Finanzaufsicht Bafin und das umstrittene Leerverkaufsverbot mit Wirecard-Papieren einstellen. In der Befragung von Merkel wird es um ihre Fürsprache für Wirecard in Peking gehen. Dem war ein Besuch des früheren Kabinettskollegen Karl-Theodor zu Guttenberg im Kanzleramt vorangegangen, der mit seiner Firma Spitzberg Partners mit Wirecard im Geschäft war. Der SPD-Politiker Zimmermann wies darauf hin, dass neben Guttenberg eine Reihe weiterer ehemaliger Politiker der Union auf der „Payroll“ von Wirecard gestanden hätten. Er nannte die früheren Ministerpräsidenten Günther Beckstein, Ole von Beust und Peter Harry Carstensen. Zugleich verteidigte er Scholz. Das Leerverkaufsverbot habe die Exekutivdirektorin der Bafin beantragt. Das Ministerium habe nur geprüft, ob die vorgesehenen Prozesse eingehalten worden seien.