Zocken für die Steuerkasse : „Legt los und spielt“
- -Aktualisiert am
Auf den Philippinen durften Casinos vor allem anderen öffnen – der philippinische Präsident legt Wert auf die Steuereinnahmen. Bild: Reuters
Im Kampf gegen die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie greift der philippinische Präsident Rodrigo Duterte zu unkonventionellen Mitteln: Er ruft zum Glücksspiel auf. Denn so werden Steuern in die Staatskasse gespült.
Zocken gegen Corona: Nun muss die Pandemie dafür herhalten, dass der umstrittene philippinische Präsident Rodrigo Duterte einmal mehr eine geistige Kehrtwende einläutet: Der Mann, der Tausende Arme aufgrund ihres Drogenmissbrauchs hatte umbringen lassen und das Glücksspiel verteufelte, will nun die Karten neu mischen lassen: Seit Mitte der vergangenen Woche ist das Zocken plötzlich in Ordnung. Spült es doch Geld in die Staatskasse, in der notorisch Ebbe herrscht.
So wie schon der überaus strenge Stadtstaat Singapur sich zwei Kasinos gegönnt hat, obwohl er Glücksspiel eigentlich verteufelt, so wittert auch Duterte nun den Duft der Dollars: „Legt los und spielt“, sagte der philippinische Präsident in Manila. „Jetzt, wo wir Geld brauchen, ist es doch das Vernünftigste, solche Aktivitäten zu fördern.“ Ob er nun auch den Rauschgifthandel freigeben und besteuern will, ist noch nicht bekannt.
Wohl aber reiben sich die Eigentümer der Glücksspielkonzerne die Hände. Ihre Aktien stiegen nach den Kommentaren des Präsidenten zwischen 5 und 7 Prozent. Die Aktionäre scheinen dem Präsidenten zu vertrauen, obwohl er seine Meinung mindestens so schnell ändert wie sein früherer Amtskollege Donald Trump in Washington. 2018 hatte Duterte die Überprüfung eines Vertrages angeordnet, der das Leasing eines Kasinos im Wert von rund 1,5 Milliarden Dollar vorsah, das Kasino eröffnete nie. Im Jahr 2019 bremste er staatliche Lotterien aus. Schon im Mai aber hatte Duterte verblüfft: Während die zweite Corona-Welle über das Land fegte, erlaubte er chinesischen Kasinobetreibern das Wiedereröffnen – obwohl alle anderen Geschäfte geschlossen bleiben mussten und die Menschen litten.
Die sogenannten POGOs (Philippine offshore gaming operators) beschäftigen Hunderttausende chinesischer Arbeiter in einem schwer zu durchschauenden Sektor. Schon damals fragte die auf den Inseln traditionell starke katholische Kirche, wieso das Zocken wieder erlaubt werde, die Heilige Messe aber aus Sicherheitsgründen untersagt bleibe. „Die Philippinen werden von der einzigen christlichen Nation Ostasiens zum Hauptland des Glücksspiels im Fernen Osten“, kritisierte Martin Jumoad, Erzbischof von Ozamis. Auf diesem Ohr bleibt Duterte taub. Nun ermahnte er die Spielekonzerne nur, wenigstens ordentlich Steuern zu zahlen.