Wirecards großes Blendwerk
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Erst Dax-Aufsteiger, dann tiefgefallen: der Finanzdienstleister Wirecard. Bild: dpa
Trotz kritischer Presseberichterstattung, späten Zweifel der Commerzbank und einem Anruf von Finanzstaatssekretär Jürgen Kukies: Selbst als der Zahlungsabwickler zusammenbrach, glaubte man in Berlin noch an einen gesunden Kern.
Das Blendwerk der mittlerweile einsitzenden oder flüchtigen Wirecard-Vorstandsmitglieder hat nicht nur bei vielen Banken und Anlegern verfangen, sondern auch in den Reihen der Bundesregierung. Selbst als das offenkundig auf Betrügereien aufbauende Geschäftsmodell des Zahlungsabwicklers schon begann, in sich zusammenzusacken, gab es augenscheinlich in Berlin die Befürchtung, dass etwas Wertvolles verlorengehen könnte – dass sich etwa die Chinesen die Technologie nach einer Insolvenz sichern könnten.

Wirtschaftskorrespondent in Berlin.
Am 20. Juni vergangenen Jahres ruft Finanzstaatssekretär Jörg Kukies den damaligen Commerzbank-Chef Martin Zielke an, es ist ein Samstag, daher erreicht er ihn zu Hause. Ob eine Insolvenz von Wirecard zu Problemen in Handelsunternehmen führen werde, lautet die erste Frage. Zielke hat ihm schnell diese Sorge nehmen können. Ob Teile von Wirecard interessant für die deutsche Finanzwirtschaft und damit erhaltenswert seien, die zweite. Dies habe er selbst nicht beurteilen können, daher habe er einen Kontakt zu seinem Risikoverstand Markus Chromik angeboten. So beschreibt Zielke am späten Donnerstagabend vor Abgeordneten das damalige Gespräch. Chromik, gelernter Kernphysiker, sitzt seit 2016 als Chief Risk Officer im Vorstand. Auch er berichtet in dem Untersuchungsausschuss von seinem Telefonat. Darin ging es nach seinen Worten um den Versuch, etwas Zeit zu gewinnen – und eben um die Befürchtung von Kukies, dass eine zentrale Technologie nach China abwandern könnte.
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