Der lange Schatten der Sklaverei
- -Aktualisiert am
Das Gemälde "Das Eisenwalzwerk" von Adolph von Menzel als Dokument des Beginns des Industriezeitalters. Bild: epd
Hat der Reichtum aus der Sklavenhaltung die industrielle Revolution in Großbritannien beschleunigt? Neue Daten deuten darauf hin.
Baute die industrielle Revolution auf dem Blut, Schweiß, der harten Arbeit und dem tausendfachen Tod ausgebeuteter Sklaven auf? Europäer versklavten nach der Entdeckung Amerikas Millionen Menschen aus dem afrikanischen Kontinent. Die Überlebenden der transatlantischen Überfahrt wurden gezwungen, auf Zucker-, Tabak-, Baumwoll- und Kaffeeplantagen in der Karibik und Nord- und Südamerika zu arbeiten. Dabei gewannen die Europäer immense Reichtümer, entweder aus dem Sklavenhandel selbst, der Plantagenproduktion oder dem weiteren Dreieckshandel zwischen Europa, Afrika und Amerika. Der Wohlstand in Europa begann just während des Jahrhunderts zu steigen, als der Sklavenhandel und die Kolonialsklaverei in europäischen Kolonien ihre größte Ausprägung erreichten. Trug der aus der Sklaverei gewonnene Reichtum zum Wachstum und zur wirtschaftlichen Entwicklung des modernen Europas bei? Wenn dem so wäre, würde das Argument gestärkt, Reparationen für die Sklaverei zu zahlen.
Die Idee, dass Sklaverei und der Handel mit versklavten Menschen die industrielle Revolution angestoßen haben, ist fast so alt wie die Wirtschaftswissenschaft selbst. Adam Smith sah Sklaverei als grundsätzlich ineffizient an und glaubte, dass die britischen Zuckerinseln eher die Ressourcen des Mutterlandes aussaugten. Karl Marx hingegen argumentierte in seinem Buch „Das Kapital“ im Jahr 1867, dass der moderne industrielle Kapitalismus auf der Kapitalakkumulation aufbaute, den die Sklaverei erst ermöglichte: „Ueberhaupt bedurfte die verhüllte Sklaverei der Lohnarbeiter in Europa zum Piedestal [Sockel] die Sklaverei sans phrase [ohne Hülle] in der neuen Welt.“
Jetzt 30 Tage kostenfrei testen 2,95 € / Woche
Jetzt kostenfrei Zugang abonnieren?