Panik in begehrter Lage
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Die Schönhauser Allee im Berlin Prenzlauer Berg erlebte in den vergangenen Jahren einen wahren Ansturm. Bild: Dagmar Schwelle/laif
Die SPD führt den Mietendeckel in Berlin ein und denkt laut über Enteignung nach. Im Kampf gegen den Wohnungsmangel werden immer radikalere Ideen salonfähig. Doch wie konnte das nur passieren?
Es ist noch nicht lange her, dass ein Taxifahrer in Berlin folgende Geschichte erzählen konnte: Siebenmal sei er in den vergangenen Jahren umgezogen. Stets in eine größere und billigere Wohnung, die Kosten für den Umzug konnte er durch die Einsparungen jedes Mal wieder wett machen. Sechs, maximal sieben Jahre etwa sei das hergewesen, berichtet der Immobilieninvestor Jürgen Conzelmann. Aber gefühlt ist das eine halbe Ewigkeit. Dieses kurze aber markante Gespräch ist derzeit Conzelmanns Lieblingsanekdoten, weil sich daran so schön erzählen lässt, wie dramatisch sich die Zeiten innerhalb von nur wenigen Jahren gewandelt haben. Statt größer und billiger bedeutet jeder Umzug jetzt nur noch eins: teurer! Für diese ernüchternde Erfahrung braucht es noch nicht einmal einen Umzug. Es reicht eine simple Modernisierung.
Das sorgt für Aufruhr in der Hauptstadt, aber auch in vielen anderen angespannten Wohnlagen. Wer kann, klammert sich an seine günstige Wohnung und vermeidet jeden Umzug. Das macht die Lage nur noch schlimmer. Die Nachfrage ist riesig, das Angebot so knapp wie selten. Man muss kein Ökonom sein, um das Problem zu erkennen. „Der Mietmarkt ist die soziale Frage unserer Zeit“, findet selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ihr Koalitionspartner SPD ist da radikaler unterwegs: Die Mietpreisbremse hat sie schon 2015 durchgesetzt, jetzt setzt sie große Hoffnungen auf den Mietendeckel, gerade hat der rot-rot-grüne Senat in Berlin Eckpunkte beschlossen, aber noch schöner fände sie eine Durchsetzung auf Bundesebene.
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