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Wetter zu verkaufen : 236,81 Euro für „Friederike“

In Heinsberg (Nordrhein-Westfalen) hat Sturm „Friederike“ ein Schild umgeworfen. Bild: dpa

Ob Kyrill, Burglind oder Friederike: Ein Berliner Institut verkauft die Namen der Hoch- und Tiefdruckgebiete, die das Wetter in Europa beeinflussen. Auch prominente Paten sind dabei.

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          Bernd Armbruster wollte seinem Freund Walter Adam kein Nullachtfünfzehn-Geschenk zum Geburtstag schenken, sondern etwas, das zu ihm passt. Etwas ganz Besonderes sollte es natürlich sein, und möglichst originell. Walter Adam ist Hobbypilot, er muss wissen, wie sich Tief- und Hochdruckgebiete zumindest grob entwickeln. Warum ihm also nicht gleich sein eigenes schenken?

          Hanna Decker
          Redakteurin in der Wirtschaft.

          Seit den fünfziger Jahren bekommen Druckgebilde in Mitteleuropa Namen, seit 2002 werden sie verkauft. Sturm „Kyrill“ treibt heute noch Waldbauern im Sauerland Tränen in die Augen, auch an Sturm „Xaver“ im vergangenen Jahr werden sich viele erinnern. Gerade sorgt Tief „Friederike“ dafür, dass sogar Schulunterricht in Nordrhein-Westfalen ausfällt, den Namen hat sich eine gewisse Friederike Hesse gesichert. Zuständig für die Namensvergabe ist das Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin. 299 Euro kostet ein Hoch, 199 Euro ein Tief, jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer. Der Erlös kommt einer studentischen Wetterstation in Berlin-Dahlem zugute.

          Hochs leben länger

          Warum aber gibt jemand mehrere hundert Euro für die Namensrechte an ein paar Sturmböen oder Sonnenstrahlen aus? „Meistens werden die Patenschaften tatsächlich verschenkt“, sagt Stephanie Meier von der FU Berlin. „Weil es für einen guten Zweck ist, sind viele Leute dann auch bereit, ein bisschen mehr dafür zu zahlen.“ So wie Armbruster. Er selbst ist Erdkundelehrer in Baden-Württemberg und hatte von seinen Kindern zum 60. Geburtstag selbst ein Hoch bekommen. Und habe es sehr zu würdigen gewusst. Auch sein Freund Adam dürfte bald in die Wettergeschichte eingehen: Das nach ihm benannte Hoch wird das erste des Jahres 2018 sein.

          Dass Hochs teurer sind als Tiefs, liegt übrigens nicht daran, dass Sonne die Menschen mehr erfreut als Regen. Hochs haben eine deutlich längere Lebensdauer als Tiefs und verbleiben länger auf den Wetterkarten. Im Jahr werden etwa 50 bis 60 Hochs und 150 Tiefs getauft. Damit sich niemand diskriminiert fühlt, sind in geraden Jahren – so wie 2018 – Hochdruckgebiete männlich und Tiefdruckgebiete weiblich. In ungeraden Jahren ist es umgekehrt.

          Q, X, Y und Z haben gute Chancen

          Nicht jeder Name ist dabei erlaubt. Nur standesamtlich anerkannte Vornamen sind zugelassen. Doppel-, Nach- oder Firmennamen sind nicht erlaubt, außer, es handelt sich gleichzeitig um Vornamen. „Manchmal wollen Leute ihrem Partner ein Hoch namens Zuckermäuschen oder Hasi schenken, das geht natürlich nicht“, sagt Meier. Im Januar geht es beim Buchstaben A wie Adam los, im Laufe des Jahres wird dann das Alphabet mehrmals durchlaufen.

          Sturmtief „Friederike“ über Deutschland

          Etwa die Hälfte der Patenschaften vergeben die Berliner direkt zu Beginn der Namensvergabe im September. „Weibliche Vornamen mit M und H sind dann sehr schnell weg“, so Meier. Bei der Vergabe gilt dann: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. „Bei Q, X, Y und Z dagegen ist es deutlich schwieriger.“ Sowohl Männer als auch Frauen mit einem solchen Vornamen haben in diesem Jahr noch gute Chancen, ein Gebiet mit ihrem Namen zu versehen. Falls sich niemand meldet, denken sich die Meteorologen des Instituts zur Not einfach einen Namen aus.

          Ein paar Prominente sind indes auch unter diesjährigen Paten. Die Stadt Oldenburg etwa lässt, wie jedes Jahr, ein Druckgebilde mit dem Namen „Oldenburgia“ taufen. Und für 2018 hat sich ein gewisser Roland Mack die Patenschaft für ein Hochdruckgebiet gesichert. Er ist der scheidende Chef des Europaparks in Rust.

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