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Klaus und Hilde Schwab : Die Gesichter des Weltwirtschaftsforum

  • -Aktualisiert am

Hilde und Klaus Schwab Bild: swiss-image.ch

WEF-Gründer Klaus Schwab und seine Frau Hilde setzen sich seit Jahren für eine Verbesserung der Welt ein. Unter ihrer Führung hat sich das Weltwirtschaftsforum zu einer globalen Organisation entwickelt.

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          Es ist eine liebe Gewohnheit geworden: Einen Tag vor der offiziellen Eröffnung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos geben WEF-Gründer Klaus Schwab und seine Frau Hilde einen Empfang. Am Eingang begrüßten sie in der Vergangenheit jeden Teilnehmer einzeln und mit Handschlag, er freundlich, aber etwas förmlich, sie mit einer offenen Herzlichkeit.

          Das Defilee ist ein kleiner Ausdruck jenes weltumspannenden Netzwerks, das Schwab seit dem ersten Forum 1971 geknüpft hat. Hilde Schwab wiederum ist jene Schweizerin aus dem Aargau, die sich als Vierundzwanzigjährige bei dem Professor für Management an der Universität Genf zur Organisation eines Treffens von Managern bewarb, aus dem 1987 das „World Economic Forum“ hervorging.

          Auch in der Arbeit unzertrennlich

          Wegen der Verbindung aus guter Infrastruktur und relativer Abgeschiedenheit hatte Schwab Davos als Tagungsort gewählt - und heiratete dazu passend im nahen Sertigtal seine anfängliche Assistentin bald nach dem ersten Managertreffen. Klaus und Hilde Schwab sind unzertrennlich, auch in der Arbeit. Im Jubiläumsbuch zu 40 Jahren Davos beschreibt Schwab sie als Partner, vertrauenswürdiger Ratgeber und soziales Gewissen. So ist der Impresario des WEF ohne seine Frau nicht vorstellbar. Es blieb nicht bei Worten.

          1998 gründeten die beiden die „Schwab Stiftung für soziales Unternehmertum“. Geleitet von Hilde Schwab, hat sie sich zu einem erkennbaren Bestandteil jenes „Geistes von Davos“ entwickelt, der mit „Welttreffen in den Bergen“ nur ansatzweise beschrieben ist. Jedes Jahr kürt die Jury der Stiftung einen Unternehmer des Jahres, der eigenständig und mit Kreativität ein herausragendes soziales Projekt verwirklicht hat. So fand zum Beispiel Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus für seine Idee der Mikrokredite in der Dritten Welt eine erste Plattform.

          Unter den Schwabs hat sich das Forum zu einer globalen Organisation entwickelt. Nach dem Jahresauftakt in den Schweizer Bergen finden in den nachfolgenden Monaten jeweils Regionaltreffen auf mehreren Kontinenten statt. Schwab, im baden-württembergischen Ravensburg geboren, mit deutschem Pass und Lebensmittelpunkt am Genfersee, der sich erklärtermaßen als Europäer fühlt, hat schon früh die richtigen Verbindungen gepflegt.

          „Der Verbesserung der Welt verpflichtet“

          Den ehemaligen amerikanischen Außenminister Henry Kissinger kennt er von Harvard her. Beim zweiten Davoser Treffen war der luxemburgische Ministerpräsident und überzeugte Europäer Pierre Werner dabei, der Erste in der beeindruckenden Reihe von Staats- und Regierungschefs, die später alljährlich zum WEF kommen sollten. Der konzeptionelle Rahmen passt dazu, kleines Karo ist nicht gefragt. „Der Verbesserung der Welt verpflichtet“ lautet der anspruchsvolle Untertitel des „World Economic Forum“.

          Das WEF hat viele Nachahmer gefunden, die aber nie auch nur in die Nähe von dessen Erfolg gelangten. Der erste Rang in der globalen Debatte ist besetzt: Neben der politischen Prominenz sind 1.000 der wichtigsten Unternehmen der Welt vertreten, dazu Nichtregierungsorganisationen und bedeutende Vertreter aus Kunst und Kultur. Zu einem großen Teil ist das Forum zum Selbstläufer geworden. Der Grund ist einleuchtend.

          Wer zugelassen wird, darf sich als Teil einer Elite fühlen, die in den Bergen unter den 2.500 Teilnehmern ein Netzwerk mit Goldfäden knüpfen kann. Wie viel die 550 Mitarbeiter des WEF, das im vornehmen Genfer Vorort Cologny residiert und einen Jahresetat von umgerechnet gut 150 Millionen Euro hat, dennoch für die Hauptversammlung der Weltelite leisten müssen, kann man nur erahnen. Schwab persönlich gibt sich als nachdenklicher Kapitalist und politischer Vermittler. Den Friedensnobelpreis würde er sicher als Höhepunkt seiner Arbeit empfinden.

          Zum Erfolg des WEF gesellt sich aber ein immer wieder ins Auge stechender Gegensatz. Davos ist Weltverbesserungsarena, aber mehr denn je auch ein Tummelplatz für Geschäftsanbahnungen, vielerlei Eigenaktivitäten (dieses Jahr besonders der Russen) sowie für persönliches Marketing, deren Getöse das Nachdenken über die Zukunft der Welt beinahe zu ersticken droht.

          Durch die Allgegenwart von Schwab und seiner Frau wirkt das WEF wie ein Familienbetrieb. Auch Sohn Olivier ist seit 2010 im Forum aktiv und baut die Aktivitäten in China aus. Tochter Nicole ging 2007 ihre eigenen Wege, kooperiert mit ihrem Gleichstellungsprojekt aber mit dem WEF. Schwab wird nicht müde zu betonen, dass seine Nichtregierungsorganisation einer Stiftung gehört.

          Aber als Stiftungsratspräsident und operativer Leiter dreht sich bis heute alles um den umtriebigen Vierundsiebzigjährigen, der regelmäßig am Engadiner Skimarathon teilnimmt. Sein „globales Dorf“ geht Schwab über alles. „Es hat keinen Sinn, jetzt einen Nachfolger aufzubauen“, sagte er dieser Tage der Schweizer „Weltwoche“. Er hat fest vor, nach der 43. Ausgabe auch noch das 50. Treffen in den Bündner Bergen zu eröffnen.

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