Weltklimakonferenz : Großbritannien und Kanada verkünden Kohleausstieg
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Klimakiller: Das Braunkohlekraftwerk Neurath in Nordrhein-Westfalen Bild: dpa
Überraschung in Bonn: Am Rande der Weltklimakonferenz verkündet eine globale Allianz mit zwanzig Partnern den Ausstieg aus der Kohleenergie. Jetzt ist die Bundesregierung gefordert.
Am Rande der Weltklimakonferenz ist an diesem Donnerstag eine neue „Globale Allianz zur Abkehr von der Kohle“ vorgestellt worden. Sie wird angeführt von Kanada und Großbritannien. Ziel sei die Minderung der Klimagasemissionen und auch die sonstige Verbesserung der Luftqualität und Umwelt. Insgesamt seien 20 Partner beteiligt, darunter die Marschall-Inseln, Mexiko, Frankreich, Finnland, Neuseeland, Italien aber auch kanadische Provinzen und Städte oder der amerikanische Bundesstaat Washington.
Bis zur Klimakonferenz 2030 solle die Zahl der Teilnehmer, die sich dem Kohleausstieg verpflichten, auf 50 steigen, teilte die kanadische Regierung mit. Sie selbst wolle bis 2030 auf die Kohleverstromung verzichten. Die Initiative ergänzt andere Projekte, etwa auf die Finanzierung von Kohlekraftwerken oder –bergwerken zu verzichten. Dem haben sich bereits viele private oder staatliche Finanzinstitutionen angeschlossen, teils unter Druck von Umweltgruppen.
Einer der bedeutsamsten Schritte
Mit einem weltweiten Anteil von 40 Prozent an der Stromerzeugung, sei der Abschied von der Kohle einer der bedeutsamsten Schritte, um die Pariser Klimaziele zu erfüllen, sagte Kanadas Umweltministerin Catherine McKenna. In Kanada spielt die Kohleverstromung eine nachrangige Rolle. Rund die Hälfte des Stroms stammt aus Wasserkraft. Zudem gibt es einen stark wachsenden Anteil anderer regenerativer Energieträger sowie Kernkraft. Das nordamerikanische Land verfügt überdies nach Venezuela und Saudi-Arabien über die drittgrößten Erdölreserven der Welt, vor allem in Form von Ölsand in der Provinz Alberta – die ebenfalls aus der Kohleverstromung aussteigen will.
Laut Auswärtigem Amt belegt Kanada Platz fünf in der weltweiten Erdgas- und Erdölförderung. Großbritannien werde spätestens im Jahr 2025 auf Kohleverstromung verzichten, bekräftigte Klima- und Industrieministerin Claire Perry. Aktuell deckt Kohle dort 15 Prozent der Elektrizitätsnachfrage ab. Stattdessen setzen die Briten aber weiter auf Strom aus Atom- und Gaskraftwerken, auch bauen sie ihre Windstromkapazitäten aus.
Das Kohlethema wird auf der Klimakonferenz auch von Umweltgruppen stark in den Vordergrund gestellt, weil es auf die Sondierungsgespräche der Berliner Jamaika-Koalition ausstrahlt. In Deutschland, das bis 2022 auf der Atomenergie verzichten will, stammen rund 40 Prozent der Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle.

Staaten mit Kohlestrom¹
Kohleanteil an der Stromerzeugung in %
unter 20
20 bis unter 40
40 und mehr
Staaten ohne Kohlestrom
11%
1%
27%
15%
26%
23%
81%
40%
54%
12%
3%
3%
20%
30%
27%
10%
18%
45%
20%
15%
46%
1) Jeweils jüngstes verfügbares Jahr.
Quellen: Greenpeace; Agora-Energiewende; Weltbank; AG Energiebilanzen; italienische Regierung
Grafik: F.A.Z.

Staaten mit Kohlestrom¹
Kohleanteil an der Stromerzeugung in %
unter 20
20 bis unter 40
11%
Norwegen
40 und mehr
Finnland
Staaten ohne Kohlestrom
Ausstieg aus Kohlestrom 2030
Estland
Schweden
1%
Staaten, die aus Kohlestrom
aussteigen wollen:
27%
Dänemark
Ausstieg 2030
Lettland
Irland
Litauen
26%
Großbritannien
15%
Deutschland
23%
Ausstieg 2025
Polen
Niederlande
40%
81%
Ausstieg 2030
Lux.
Tschech. R.
Belgien
54%
12%
Slowakei
2016 ausgestiegen
Österreich
Schweiz
3%
Ausstieg 2025
Frankreich
3%
20%
Slow.
27%
Rumänien
Ausstieg 2023
30%
Ungarn
Spanien
18%
Kroatien
10%
Bulgarien
45%
Portugal
20%
Ausstieg 2020
15%
Italien
Ausstieg 2025
Griechenland
46%
1) Jeweils jüngstes verfügbares Jahr.
Quellen: Greenpeace; Agora-Energiewende; Weltbank; AG Energiebilanzen;
italienische Regierung/Grafik: F.A.Z.
Malta
Zypern

Staaten mit Kohlestrom¹
Kohleanteil an der Stromerzeugung in %
Norwegen
Finnland
11%
Ausstieg aus Kohlestrom 2030
unter 20
Estland
20 bis unter 40
40 und mehr
Schweden
1%
Staaten ohne Kohlestrom
Ausstieg 2030
Lettland
Dänemark
27%
Irland
Staaten, die aus Kohlestrom
aussteigen wollen:
Litauen
26%
23%
Großbritannien
Deutschland
15%
Ausstieg 2025
Polen
40%
81%
Niederlande
Ausstieg 2030
Lux.
Belgien
Tschech. R.
54%
2016 ausgestiegen
Slowakei
12%
Österreich
Frankreich
3%
Schweiz
3%
Ausstieg 2023
Ausstieg 2025
20%
Ungarn
Slow.
Rumänien
27%
30%
10%
Portugal
Spanien
Kroatien
18%
Ausstieg 2020
Bulgarien
45%
20%
15%
Italien
Ausstieg 2025
Griechenland
46%
1) Jeweils jüngstes verfügbares Jahr.
Quellen: Greenpeace; Agora-Energiewende; Weltbank; AG Energiebilanzen;
italienische Regierung/Grafik: F.A.Z.
Malta
Zypern
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwoch auf der Konferenz eine klare Aussage dazu vermieden, ob und wie Deutschland seine selbstgesetzten Klimaziele bis 2020 noch erreichen will. Sie sagte: „Wir wissen, dass Deutschland als ein Land, das noch in hohem Maße Kohle, insbesondere Braunkohle, verwendet, natürlich einen wesentlichen Beitrag leisten muss, um die Ziele zu erfüllen.“ Wie das genau geschehen werde, darüber werden man „in den nächsten Tagen miteinander präzise diskutieren müssen“.
November 2017 : Merkel stellt schnelleren Kohle-Ausstieg in Aussicht
Umweltgruppen lobten das kanadisch-britische Projekt. Die Regierung Trump koordiniere den Abwehrkampf gegen den internationalen Kohleausstieg, sagte Christoph Bals von Germanwatch. Deutschland müsse jetzt zeigen, „dass es auf einem anderen Pfad ist."