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Weltklimakonferenz : Großbritannien und Kanada verkünden Kohleausstieg

Klimakiller: Das Braunkohlekraftwerk Neurath in Nordrhein-Westfalen Bild: dpa

Überraschung in Bonn: Am Rande der Weltklimakonferenz verkündet eine globale Allianz mit zwanzig Partnern den Ausstieg aus der Kohleenergie. Jetzt ist die Bundesregierung gefordert.

          2 Min.

          Am Rande der Weltklimakonferenz ist an diesem Donnerstag eine neue „Globale Allianz zur Abkehr von der Kohle“ vorgestellt worden. Sie wird angeführt von Kanada und Großbritannien. Ziel sei die Minderung der Klimagasemissionen und auch die sonstige Verbesserung der Luftqualität und Umwelt. Insgesamt seien 20 Partner beteiligt, darunter die Marschall-Inseln, Mexiko, Frankreich, Finnland, Neuseeland, Italien aber auch kanadische Provinzen und Städte oder der amerikanische Bundesstaat Washington.

          Andreas Mihm
          Wirtschaftskorrespondent für Österreich, Ostmittel-, Südosteuropa und die Türkei mit Sitz in Wien.

          Bis zur Klimakonferenz 2030 solle die Zahl der Teilnehmer, die sich dem Kohleausstieg verpflichten, auf 50 steigen, teilte die kanadische Regierung mit. Sie selbst wolle bis 2030 auf die Kohleverstromung verzichten. Die Initiative ergänzt andere Projekte, etwa auf die Finanzierung von Kohlekraftwerken oder –bergwerken zu verzichten. Dem haben sich bereits viele private oder staatliche Finanzinstitutionen angeschlossen, teils unter Druck von Umweltgruppen.

          Einer der bedeutsamsten Schritte

          Mit einem weltweiten Anteil von 40 Prozent an der Stromerzeugung, sei der Abschied von der Kohle einer der bedeutsamsten Schritte, um die Pariser Klimaziele zu erfüllen, sagte Kanadas Umweltministerin Catherine McKenna. In Kanada spielt die Kohleverstromung eine nachrangige Rolle. Rund die Hälfte des Stroms stammt aus Wasserkraft. Zudem gibt es einen stark wachsenden Anteil anderer regenerativer Energieträger sowie Kernkraft. Das nordamerikanische Land verfügt überdies nach Venezuela und Saudi-Arabien über die drittgrößten Erdölreserven der Welt, vor allem in Form von Ölsand in der Provinz Alberta – die ebenfalls aus der Kohleverstromung aussteigen will.

          Laut Auswärtigem Amt belegt Kanada Platz fünf in der weltweiten Erdgas- und Erdölförderung. Großbritannien werde spätestens im Jahr 2025 auf Kohleverstromung verzichten, bekräftigte Klima- und Industrieministerin Claire Perry. Aktuell deckt Kohle dort 15 Prozent der Elektrizitätsnachfrage ab. Stattdessen setzen die Briten aber weiter auf Strom aus Atom- und Gaskraftwerken, auch bauen sie ihre Windstromkapazitäten aus.

          Das Kohlethema wird auf der Klimakonferenz auch von Umweltgruppen stark in den Vordergrund gestellt, weil es auf die Sondierungsgespräche der Berliner Jamaika-Koalition ausstrahlt. In Deutschland, das bis 2022 auf der Atomenergie verzichten will, stammen rund 40 Prozent der Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle.

          Staaten mit Kohlestrom¹

          Kohleanteil an der Stromerzeugung in %

          unter 20

          20 bis unter 40

          40 und mehr

          Staaten ohne Kohlestrom

          11%

          1%

          27%

          15%

          26%

          23%

          81%

          40%

          54%

          12%

          3%

          3%

          20%

          30%

          27%

          10%

          18%

          45%

          20%

          15%

          46%

          1) Jeweils jüngstes verfügbares Jahr.

          Quellen: Greenpeace; Agora-Energiewende; Weltbank; AG Energiebilanzen; italienische Regierung

          Grafik: F.A.Z.

          Staaten mit Kohlestrom¹

          Kohleanteil an der Stromerzeugung in %

          unter 20

          20 bis unter 40

          11%

          Norwegen

          40 und mehr

          Finnland

          Staaten ohne Kohlestrom

          Ausstieg aus Kohlestrom 2030

          Estland

          Schweden

          1%

          Staaten, die aus Kohlestrom

          aussteigen wollen:

          27%

          Dänemark

          Ausstieg 2030

          Lettland

          Irland

          Litauen

          26%

          Großbritannien

          15%

          Deutschland

          23%

          Ausstieg 2025

          Polen

          Niederlande

          40%

          81%

          Ausstieg 2030

          Lux.

          Tschech. R.

          Belgien

          54%

          12%

          Slowakei

          2016 ausgestiegen

          Österreich

          Schweiz

          3%

          Ausstieg 2025

          Frankreich

          3%

          20%

          Slow.

          27%

          Rumänien

          Ausstieg 2023

          30%

          Ungarn

          Spanien

          18%

          Kroatien

          10%

          Bulgarien

          45%

          Portugal

          20%

          Ausstieg 2020

          15%

          Italien

          Ausstieg 2025

          Griechenland

          46%

          1) Jeweils jüngstes verfügbares Jahr.

          Quellen: Greenpeace; Agora-Energiewende; Weltbank; AG Energiebilanzen;

          italienische Regierung/Grafik: F.A.Z.

          Malta

          Zypern

          Staaten mit Kohlestrom¹

          Kohleanteil an der Stromerzeugung in %

          Norwegen

          Finnland

          11%

          Ausstieg aus Kohlestrom 2030

          unter 20

          Estland

          20 bis unter 40

          40 und mehr

          Schweden

          1%

          Staaten ohne Kohlestrom

          Ausstieg 2030

          Lettland

          Dänemark

          27%

          Irland

          Staaten, die aus Kohlestrom

          aussteigen wollen:

          Litauen

          26%

          23%

          Großbritannien

          Deutschland

          15%

          Ausstieg 2025

          Polen

          40%

          81%

          Niederlande

          Ausstieg 2030

          Lux.

          Belgien

          Tschech. R.

          54%

          2016 ausgestiegen

          Slowakei

          12%

          Österreich

          Frankreich

          3%

          Schweiz

          3%

          Ausstieg 2023

          Ausstieg 2025

          20%

          Ungarn

          Slow.

          Rumänien

          27%

          30%

          10%

          Portugal

          Spanien

          Kroatien

          18%

          Ausstieg 2020

          Bulgarien

          45%

          20%

          15%

          Italien

          Ausstieg 2025

          Griechenland

          46%

          1) Jeweils jüngstes verfügbares Jahr.

          Quellen: Greenpeace; Agora-Energiewende; Weltbank; AG Energiebilanzen;

          italienische Regierung/Grafik: F.A.Z.

          Malta

          Zypern

          Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwoch auf der Konferenz eine klare Aussage dazu vermieden, ob und wie Deutschland seine selbstgesetzten Klimaziele bis 2020 noch erreichen will. Sie sagte: „Wir wissen, dass Deutschland als ein Land, das noch in hohem Maße Kohle, insbesondere Braunkohle, verwendet, natürlich einen wesentlichen Beitrag leisten muss, um die Ziele zu erfüllen.“ Wie das genau geschehen werde, darüber werden man „in den nächsten Tagen miteinander präzise diskutieren müssen“.

          November 2017 : Merkel stellt schnelleren Kohle-Ausstieg in Aussicht

          Umweltgruppen lobten das kanadisch-britische Projekt. Die Regierung Trump koordiniere den Abwehrkampf gegen den internationalen Kohleausstieg, sagte Christoph Bals von Germanwatch. Deutschland müsse jetzt zeigen, „dass es auf einem anderen Pfad ist."

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