Lauern und Lungern
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Eine der berüchtigtesten Parlamentslobbys der Welt: das Foyer der italienischen Abgeordnetenkammer in Rom Bild: Rocco Rorandelli/TerraProject/co/laif
Der Lobbyismus hat einen schlechten Ruf. Zu Unrecht. Interessenverbände gehören zur Demokratie wie die Parteien. Was also bringt ein Lobbyregister wirklich?
Schon der Begriff klingt verdächtig: Lobbyismus. Schließlich kommt das Wort von der „Lobby“, dem Foyer eines Parlamentsgebäudes. Es hat den Geruch des Auflauerns und Herumlungerns, denn genau dies tun die Lobbyisten dem Klischee zufolge in ebenjener Wandelhalle, um mit den Abgeordneten schmutzige Deals zu schließen, in halblautem Ton und unter Ausschluss der Öffentlichkeit, im Zweifel gegen das Gemeinwohl, dem die Parlamentarier verpflichtet sind. Zum Inbegriff einer solchen Vorhalle, die eher einer Vorhölle gleicht, wurde der „Transatlantico“ im Gebäude der italienischen Abgeordnetenkammer, dem Palazzo Montecitorio im Herzen Roms: Ausgestattet wie der Ballsaal eines Ozeandampfers, daher der Name, gilt er auf der Halbinsel als der zentrale Ort des Gemauschels und Geklüngels.
Heute haben sich die Methoden verfeinert. Die Lobbyisten telefonieren und schreiben E-Mails, sie vereinbaren Termine und laden zu parlamentarischen Abenden. Sie wenden sich nicht nur an Abgeordnete, sondern auch an die Parteien in den Koalitionsverhandlungen oder an die Referenten in den Ministerien, die für die allermeisten Gesetze den ersten Entwurf schreiben. Wenn sie gewichtige Gruppen in der Gesellschaft vertreten, kann dabei von Lungern und Auflauern keine Rede sein: Dann haben sie ohnehin das Ohr der Politiker und Beamten. Und trotzdem schwingt bei dem Wort „Lobbyist“ immer die negative Bedeutung mit.
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