Warum wir die Inflation oft überschätzen
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Häufiger gekaufte Produkte wie Milch beeinflussen unsere Inflationserwartungen. Bild: dpa
Wie hoch wird die Inflation? Unsere Erwartungen darüber bilden wir beim alltäglichen Einkauf. Oft gekaufte Güter haben übermäßigen Einfluss. Frauen überschätzen die Inflation noch stärker als Männer.
Inflationserwartungen spielen in der monetären Volkswirtschaftslehre und der Makroökonomie eine zentrale Rolle, da sie gemäß ökonomischer Theorie einen direkten Einfluss auf die Konsum- und Sparentscheidungen von Haushalten haben und auch deren Gehaltsforderungen und Arbeitsangebot beeinflussen. Auch Unternehmen entscheiden über die Finanzierung ihrer Investitionen auf Basis der Inflationsrate, die sie über die Laufzeit des Investitionsvorhabens erwarten. Die höchsten realisierten Inflationsraten seit vier Jahrzehnten unterstreichen die Bedeutung der Inflationserwartungen. So sagte etwa der Vorsitzende der amerikanischen Notenbank, Jerome Powell, vor wenigen Monaten: „Inflationserwartungen sind extrem wichtig. Wir verbringen viel Zeit damit, sie zu analysieren.“
Man sollte daher eigentlich erwarten, dass Volkswirte in den vergangenen Jahrzehnten im Detail analysiert haben, wie Haushalte und Unternehmen ihre Inflationserwartungen formen. Allerdings erlosch in den 1970er-Jahren mit der Revolution der rationalen Erwartungen das Interesse in der akademischen Forschung an der direkten Analyse von Umfragedaten. Im Verlauf der letzten Dekade hat sich allerdings gezeigt, dass die dem Modell zugrunde liegenden Annahmen der Rationalität empirisch nicht tragbar sind. Inflationserwartungen sind im Schnitt zu hoch, verglichen mit den später tatsächlich realisierten Inflationsraten. Frauen haben oft eine noch deutlich ausgeprägtere verzerrte Inflationswahrnehmung. Zudem ist eine große Streuung der erwarteten Inflationsraten vorhanden, auch über Haushalte hinweg, die ähnliche Charakteristika aufweisen, wie etwa Einkommen, Bildung oder Beruf.
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