Ein Bettler kommt und bittet um ein paar Cent. Marlene Engelhorn kramt ihr Portemonnaie heraus und gibt ihm Euromünzen. Im Volksgarten, einem Park in der Wiener Innenstadt, wo sie gerne spazieren geht, kommt das immer wieder vor. Manchmal gibt sie auch Scheine. In Zukunft will sie davon eine ganze Menge an den Staat abgeben.
Die 29 Jahre alte Germanistikstudentin gehört zu den reichsten Österreichern. Ihre Vorfahren haben den Pharmakonzern Boehringer Mannheim (heute Roche) gegründet. Wenn ihre Großmutter stirbt, wird sie einen zweistelligen Millionenbetrag erben. Das wird nicht alles sein. Medienberichten zufolge ist das Vermögen von Traudl Engelhorn-Vechiatto mehrere Milliarden wert. Ihre Enkelin empfindet das als Geburtenglück. „Ich habe mir nichts erarbeitet, keine Leistung dafür erbracht.“ Daher will sie den überwiegenden Teil – mehr als neun Zehntel – hergeben. In der Initiative Tax me now von Reichen im deutschsprachigen Raum arbeitet sie an dem Ziel. In Österreich wurde die Erbschaftsteuer abgeschafft. Das empfindet sie als Zumutung für den Rest der Gesellschaft. „Mir wird es immer gut gehen, egal wer an der Macht ist. Aber wie ergeht es anderen? Welche Teilhabe ist ihnen möglich?“ Sie zitiert das Grundgesetz: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
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