Warum der Kunde nicht mehr König ist
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„Der Kunde ist König“ gilt schon lange nicht mehr. Dienstleister wollen oft sogar eher abschrecken. Bild: Illustration Sébastien Thibault
Immer mehr Dienstleister konzentrieren ihre Kreativität darauf, mögliche Abnehmer zu vergraulen. Sie haben dafür gute Gründe, denn nicht nur die Pandemie verändert die Situation. Gerade der Personalmangel macht ihnen zu schaffen.
Sie wollten mein Geld nicht haben. Seit Monaten drohte die Hausbank mit Kündigung, immer unfreundlicher wurde der Ton, bei jedem Blick auf den Kontostand ploppte der Warnhinweis auf. So lange, bis ich in meiner Not anderswo ein neues Konto eröffnete (ja, bei manchen Instituten geht das noch!) und diesen Umstand meiner seit zwei Jahrzehnten angestammten Bank mitteilte. Als Antwort kamen keine Worte des Bedauerns, sondern lediglich sachdienliche Hinweise, wie ich sämtliche Verbindungen rückstandslos kappen könne (bitte nicht vergessen, auch die Geschäftsanteile zurückzugeben!).
Kurz zuvor hatte mir ein bedauernswerter Hausbesitzer von einem ähnlichen Vorfall erzählt. Ein Handwerker, den er beauftragt hatte, wollte das Geld des Bauherrn nicht mehr haben. Im Gegenteil: Er bot ihm sogar Bares für den Fall, dass er auf seine Dienste verzichtete. Offenkundig bereute der Chef des Betriebes, den Auftrag überhaupt angenommen zu haben, und wollte ihn wieder loswerden, fast um jeden Preis. Hinweise, ob und wie man sich unliebsamer Kunden entledigen kann, finden sich mancherorts sogar schon auf der Homepage der örtlichen Handwerkskammer – wenn auch die Idee einer Geldprämie meist hinter der wohlklingenden Formel von einer „gütlichen Einigung“ versteckt wird.
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