Rettet Davos!
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Das Kongresscenter des Weltwirtschaftsforums in Davos. Bild: AP
Vertrauen entsteht nicht durch Zoom-Meetings, sondern durch Begegnung. Deshalb wäre das verschobene Weltwirtschaftsforum jetzt nötiger denn je.
Die Kritik am Weltwirtschaftsforum in den Schweizer Bergen ist fast so alt wie die Veranstaltung selbst. Das Treffen der internationalen Elite aus Politik und Wirtschaft gilt vielen Menschen als weltfremd, intransparent und aus der Zeit gefallen – für hartgesottene Globalisierungsgegner stellt es die Manifestierung der neoliberalen Weltherrschaft da. Sie werden es feiern, dass das für kommende Woche geplante Jahrestreffen im winterlichen Davos verschoben wird. Die Organisatoren setzen nun auf den Frühsommer, wenn die Pandemie zumindest jahreszeitlich bedingt einiges von ihrem Schrecken einbüßt. Doch sicher ist das nicht. Im Vorjahr fiel die Veranstaltung trotz mehrerer Anläufe ins Wasser. Deshalb werden sich viele Davos-Gegner schon die Hände reiben und darauf setzen, dass dieses Schicksal auch der diesjährigen Auflage blüht.
Es stimmt ja: Jahrelang war das Managertreffen, das der Deutsche Klaus Schwab Anfang der Siebzigerjahre ins Leben gerufen hatte, auf Sinnsuche. Vom inspirierenden Gedankenaustausch jenseits des hektischen Alltags schien irgendwann nur noch wenig übrig. Neben einer zunehmenden Amerikanisierung hat das Forum im Laufe der Zeit auch eine wachsende Kommerzialisierung erfahren. Es ist in Teilen zu einer gewaltigen Vertriebsveranstaltung geworden. Während in den trubeligen Trakten der Tagungshotels die Manager ihre Jahresabschlüsse eintüten, kurbeln mitgereiste Ehepartner den Konsum im mondänen Skiort an. Und die örtliche Hotellerie und Wohnungswirtschaft langt bei den Mieten für die einwöchige Sause kräftig zu.
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