Schwerpunkt „Arbeit für alle“ : „Putzfrauenparadies“
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Bild: Illustration Moni Port / Laborproben
Hat Deutschland bald die Vollbeschäftigung? Und wie ändert sich das Leben? Blogger reagieren auf unseren Schwerpunkt aus der vergangenen Woche.
Hat Deutschland bald die Vollbeschäftigung? Und wie ändert sich
das Leben? Wir hatten zu einer Blogparade aufgerufen und haben viele Reaktionen bekommen. Dies ist eine Auswahl. Mehr finden Sie auf der Seite unserer Blogparade im Wirtschaftsblog „Fazit“. Dort haben wir auch eine Antwort. Weitere Beiträge nehmen wir gerne noch auf.
Lernen fürs Leben
Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass wir in der Schule oder im Freundeskreis jemals das Wort „Vollbeschäftigung“ benutzt haben. In Deutschland soll ein ausgeglichener Arbeitsmarkt herrschen, in dem jeder Arbeit hat und glücklich und zufrieden ist? Das widerspricht jeglichen Floskeln, die uns Abiturienten des Jahrgangs 2013 jeden Tag eingetrichtert werden: „Ihr müsst euch anstrengen!“, „Es gibt kaum Jobs!“, „Ihr müsst 200 Prozent geben, um überhaupt irgendeine Chance zu haben!“. Und plötzlich soll alles super werden? Wie das? Beim besten Willen, ich kann nicht glauben, dass das funktionieren soll. (...)
Es gibt doch diesen unglaublich altklugen Spruch, den sowohl Eltern als auch Lehrer nur allzu gern nutzen: „Du lernst nicht für uns, du lernst fürs Leben!“ Ohne Lebenslaufoptimierung könnte das tatsächlich mal hinhauen.
Jodie Ann Ernsting, www.blicklog.com
Dilemma für Deutsche
Das Szenario „Vollbeschäftigung durch Demografie“ setzt voraus, dass die geburtenstarken Jahrgänge zwar nach und nach aus dem Erwerbsleben ausscheiden, aber als Rentner und Pensionäre weiterhin eifrig konsumieren und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage hoch halten. Das kann noch schwierig werden. Natürlich könnte man Renten und Pensionen durch höhere Beiträge zur Rentenversicherung und höhere Steuern finanzieren. Dann würden wir zwar Vollbeschäftigung bekommen, hätten vielleicht auch hohe Bruttolöhne, netto bliebe allerdings nicht mehr viel übrig.
Mit der kapitalgedeckten Rente glaubte man eine Zeitlang, das Ei des Kolumbus gefunden zu haben. Unsere Rentenfonds investieren jetzt zum Beispiel im sonnigen Süden, und die Griechen und Spanier sollten später, wenn wir alt sind, alles mit Zins und Zinseszins zurückzahlen. Dann kam allerdings die Euro-Krise.
Andere Lösungen zielen darauf, den Anteil der arbeitenden Bevölkerung an der konsumierenden Bevölkerung wieder zu erhöhen oder zumindest nicht ganz so stark sinken zu lassen. Das ist der Fall, wenn man das Renteneintrittsalter erhöht. Es bleibt jedoch ein Dilemma. Indem man versucht, den Anteil der arbeitenden Bevölkerung hoch und die Renten finanzierbar zu halten, schwächt man genau den Faktor, der die Vollbeschäftigung herbeiführt.
Arne Kuster, www.wirtschaftswurm.net
Tarif für Amazon
Amazon hat keine Mitarbeiter in Deutschland gefunden. Aber hätte dann nicht der Lohn steigen müssen? Die Gewerkschaften fordern von Amazon, einen Tariflohn in Höhe von 11 bis 12 Euro zu zahlen, wie er für Lagerarbeit im Einzelhandel üblich ist. Doch stattdessen ist nur ein kleiner Teil der Mitarbeiter überhaupt fest angestellt, der Rest befristet oder als Hilfskraft über Leiharbeit im Unternehmen beschäftigt.
André Tautenhahn, tautenhahn.blog.de
Grenzen für Chefs
Die Vollbeschäftigung dürfte einen positiven Einfluss auf die Führungskultur in vielen Unternehmen haben. Der Tyrann, der seine Mitarbeiter herunterputzt, ausbeutet und mit Drohungen unter Druck setzt, hat genauso ausgedient wie der Schwätzer, der sich selbst zu Lasten seiner Mitarbeiter in Szene setzt. Unternehmen können sich die Schnacker in den Chefetagen schlicht nicht mehr leisten, wenn sie junge Mitarbeiter motivieren und halten wollen.
Dirk Elsner, www.blicklog.com
Wissen für Fachkräfte
Arbeitgeber klagen häufig darüber, dass sie keine geeigneten Bewerber finden, obwohl sie zig Bewerbungen auf dem Tisch hätten. Beschäftigte teilen mit, dass Arbeitgeber kein Interesse an der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zeigten. Unternehmen beklagen die mangelnde Weiterbildungsbereitschaft der Belegschaft. (...) Fachkräftemangel entsteht auch, wenn es den einzelnen Fachkräften an Bildung, Wissen und Fähigkeiten mangelt. Es mangelt also eher der Fachkraft an Wissen als der Wirtschaft an Fachkräften.