Arbeitsmarkt : Rekordbeschäftigung für Akademiker
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Auch wenn Akademiker später ins Berufsleben eintreten, rechnet sich für die meisten die Investition in die Bildung. Sorgen wegen drohender Arbeitslosigkeit brauchen sie sich in der Regel nicht zu machen Bild: ddp images/dapd/Philipp Guelland
Die Erwerbstätigenzahl der Hochqualifizierten ist so hoch wie nie, es herrscht Vollbeschäftigung. Gefragt sind nicht nur Ingenieure und Informatiker, sondern auch Sozialarbeiter und Vertriebsspezialisten. Die Aussichten bleiben nach Einschätzung von Fachleuten gut.
Wer den Abschluss einer Universität oder einer Fachhochschule in der Tasche hat, muss sich in Deutschland nur wenig Sorgen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz machen. Die gute wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre hat die Nachfrage nach Hochqualifizierten auf ein Rekordniveau getrieben. Zwischen 2001 und 2011 stieg die Zahl der Erwerbstätigen in dieser Gruppe um 2,5 Millionen oder knapp 50 Prozent auf 7,7 Millionen. Die Arbeitslosenquote unter Akademikern beträgt trotz eines geringen Anstiegs gerade mal 2,4 Prozent. Damit herrscht nach gängiger Definition Vollbeschäftigung. Für ungelernte Arbeitskräfte liegt der Wert dagegen bei fast 20 Prozent, wie aus einer neuen Statistik der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht, die dieser Zeitung vorliegt.
Zudem sind Akademiker am kürzesten arbeitslos. Mehr als die Hälfte bezieht weniger als drei Monate Arbeitslosengeld, nur 12 Prozent suchen länger als ein Jahr. Unter Arbeitslosen ohne Berufsabschluss ist es mehr als jeder Fünfte. „Bildung ist mehr denn je der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit“, sagt Judith Wüllerich von der Arbeitsagentur. Mit einer Erwerbstätigenquote von fast 88 Prozent für Akademiker liegt Deutschland hinter Norwegen auf Platz zwei in Europa und weit über dem Durchschnitt der Europäischen Union. In anderen großen Ländern wie Spanien, Großbritannien und Polen ist die Quote seit Ausbruch der Krise gesunken.
Hochschulabsolventen der Sozialarbeit gefragt
Die meisten deutschen Akademiker befinden sich in einem Beschäftigungsverhältnis. Die Zahl wuchs innerhalb von zehn Jahren um rund ein Viertel auf mehr als 3 Millionen. Darunter stellen die Ingenieure mit mehr als 700.000 die größte Gruppe. Über alle Beschäftigungsverhältnisse hinweg bilden die Lehrer das größte Kontingent mit mehr als 1,1 Millionen. Hier befindet sich die Mehrheit (64 Prozent) noch immer in einem Beamtenverhältnis. Mit 57 Prozent weisen die Berater den höchsten Anteil an Selbständigen unter allen Akademikergruppen auf.
Zuletzt sorgten abermals Zahlen über die Befristungspraxis einiger Bundesländer bei angestellten Lehrern für Schlagzeilen. In den Sommermonaten steigt die Saisonarbeitslosigkeit etwa in Baden-Württemberg sprunghaft an, um mit Beginn des neuen Schuljahres wieder auf das Ausgangsniveau zurückzufallen. Insgesamt arbeitet jeder zehnte Akademiker in einem befristeten Arbeitsverhältnis, wie die neuen Daten zeigen. Auch in der Wissenschaft ist Beschäftigung häufig nicht auf Dauer angelegt. Minijobs und Zeitarbeit spielen für Hochqualifizierte keine Rolle.
Nachfrage nach Akademikern steigt weiter
Insgesamt bleibt die Nachfrage hoch. Im Jahr 2012 verzeichnete die Arbeitsagentur 150.000 Zugänge an gemeldeten Stellen für Akademiker. Das waren 5 Prozent mehr als 2011. Am gefragtesten waren Hochschulabsolventen im Bereich Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialberatung mit mehr als 17.000 Stellen. Auch Spezialisten für Informatik sowie Handel und Vertrieb waren begehrt.
Daran wird sich nach Einschätzung von Arbeitsmarktbeobachterin Wüllerich auch wenig ändern. „Mittelfristig dürfte die Nachfrage nach Akademikern weiter steigen“, sagt Wüllerich. Sowohl der Trend zu höherer qualifizierter Beschäftigung als auch die demographische Entwicklung verstärkten den Trend. Allein der Anteil der beschäftigten Akademiker, die älter als 55 Jahre sind und in absehbarer Zukunft ersetzt werden müssen, ist innerhalb von zehn Jahren um vier Punkte auf 19 Prozent gestiegen. Besonders hoch ist die Quote unter Lehrern (30 Prozent) sowie Ärzten und Apothekern (24 Prozent). Am niedrigsten fällt sie für Geistes- und Naturwissenschaftler (12 Prozent) sowie Informatiker (9 Prozent) aus.