Der Geldpolitikexperte Volker Wieland steht vor seiner Wiederberufung in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, kurz „Wirtschaftsweise“ genannt. Wieland, der an der Frankfurter Goethe-Universität lehrt und dem Rat der Wirtschaftsweisen seit März 2013 angehört, hat die Rückendeckung der Arbeitgeberverbände.
Dies bekräftigte der BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter kürzlich in einem Brief an Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU). Die fachliche Reputation des 51 Jahre alten Ökonomen stehe außer Frage; außerdem habe er eine „stringente ordnungspolitische Ausrichtung“ bewiesen. „Seine Reputation als Geldpolitiker ist für den Sachverständigenrat ein Asset, welches seinesgleichen sucht und angesichts der Diskussion um die aktuelle EZB-Politik dringend von Nöten ist“, schreibt Kampeter. Wieland war in den vergangenen Jahren als Kritiker der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank aufgetreten und fordert ein Auslaufen der Anleihekäufe.
Je ein Mitglied der fünf „Weisen“ wird auf Vorschlag von Arbeitgebern und Gewerkschaften ernannt. Im SPD-geführten Wirtschaftsministerium gibt es Vorbehalte gegen Wieland, der ihnen zu konservativ ist. Außerdem wird ins Feld geführt, dass der Rat mehr Frauen als Mitglieder bedürfe. Derzeit ist die einzige weibliche Ökonomin dort die Bonner Professorin Isabell Schnabel. 2015 hatte das damals von Sigmar Gabriel (SPD) geführte Ministerium Einwände gegen die Verlängerung der Ernennung des Vorsitzenden der Wirtschaftsweisen, Christoph Schmidt, gemacht. Nach einigem Hickhack wurde er dennoch wieder berufen.
Die Sozialdemokraten stören sich seit geraumer Zeit an den Empfehlungen der Wirtschaftsweisen. Im jüngsten Gutachten kritisierten sie die große Koalition, „die gute ökonomische Entwicklung der vergangenen Jahre nicht ausreichend für Reformen genutzt“ zu haben. Die Einführung des flächendeckenden Mindestlohns und das Rentenpaket könnten die Wirtschaftsentwicklung schwächen.
Auch dass die Ungleichheit in Deutschland stagniere und ein flexibler Arbeitsmarkt wichtig seien, betonten die Weisen. Solche Einwürfe kommen besonders in der SPD nicht gut an. Dennoch dürfte Wielands Wiederberufung nicht gefährdet sein. Die nächste Chance, eine weitere Frau in den Rat zu berufen, bestünde im Februar 2019, wenn der von den Gewerkschaften vorgeschlagene Würzburger Ökonom Peter Bofinger nach fünfzehn Jahren aus dem Rat ausscheiden wird.