Vioxx-Skandal : Vioxx wohl für bis zu 140.000 Herzinfarkte verantwortlich
- Aktualisiert am
Stellvertretender Leiter der FDA David Graham Bild:
Zuerst verboten, nun doch veröffentlicht: Nach einer Studie des stellvertretenden Leiters der amerikanischen Zulassungsbehörde für Arzneimittel ist das Merck-Medikament wohl für bis zu 140.000 Herzinfarkte verantwortlich.
Das Schmerzmittel Vioxx ist nach einer Studie seit seiner Markteinführung 1999 in den Vereinigten Staaten wahrscheinlich für bis zu 140.000 teilweise tödliche Herzinfarkte verantwortlich.
Die britische Medizinzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichte am Dienstag im Internet eine entsprechende Studie von David Graham, dem stellvertretenden Leiter der Abteilung der amerikanischen Zulassungsbehörde für Medikamente FDA (Food and Drug Administration), die Arzneien auf ihre Unbedenklichkeit prüft. Die Untersuchung ist von der FDA allerdings nicht freigegeben worden.
„Schätzungsweise 88.000 bis 140.000 zusätzliche Fälle schwerer Herzkrankheiten“
Der Vioxx-Hersteller Merck hatte das Medikament im September vom Markt genommen. Grund waren die Ergebnisse einer dreijährigen internen Studie, die ein erhöhtes Gesundheitsrisiko zeigten. Eine offizielle Studie der FDA hatte im November lediglich von bis zu 27.785 teilweise tödlichen Infarkten seit der Vioxx-Zulassung in den Vereinigten Staaten gesprochen.
„Schätzungsweise 88.000 bis 140.000 zusätzliche Fälle schwerer Herzkrankheiten“ seien wahrscheinlich in der Zeit aufgetreten, während Vioxx auf dem amerikanischen Markt gewesen sein, heißt es in der Studie. Es sei davon auszugehen, daß viele der durch das Medikament verursachten Herzprobleme tödlich gewesen seien.
Publikation der Studie verboten
Vioxx-Patienten haben nach der Studie ein um 34 Prozent höheres Risiko, schwere Herzkrankheiten zu entwickeln, als Menschen, die andere Arzneien derselben Kategorie einnehmen. Graham und seine Kollegen haben nach eigenen Angaben Daten von Patienten in Kalifornien, die das Medikament zwischen Januar 1999 und Ende Dezember 2001 eingenommen haben, auf die gesamten Vereinigten Staaten hochgerechnet.
Der Autor David Graham hatte im November in einer Kongreß-Anhörung bereits die Zahl von bis zu 139.000 Fällen genannt. Im Januar beschuldigte er seine Vorgesetzten, die Veröffentlichung einer entsprechenden Studie zu verhindern. Die FDA hatte Graham danach die Publikation in „The Lancet“ ausdrücklich verboten.